Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Handel fordert Alkoholver­bot für die City

- VON JOACHIM NIESSEN

„Wir brauchen vor allem Sauberkeit und Sicherheit in der Innenstadt“, erklärt Christoph Borgmann, Vorsitzend­er der Werbegemei­nschaft. Die Geschäftsl­eute sind entsetzt über die Pläne der Verwaltung zum Umbau der Hochstraße.

Der Krefelder Einzelhand­el schlägt Alarm: „Wir brauchen Sauberkeit und Sicherheit in der City“, fordert Christoph Borgmann, Vorsitzend­er der Werbegemei­nschaft. „Darauf haben die Kunden einen Anspruch, wenn sie in die Innenstadt kommen.“Während die Polizei mit verstärkte­r Präsenz in der City bereits reagiert hat, sieht Borgmann vor allem die Verwaltung in der Pflicht: „Wir Händler sorgen mit geputzten Schaufenst­erscheiben auch für ein gepflegtes Erscheinun­gsbild in den Einkaufsbe­reichen. Straßen und Plätze lassen da oft zu wünschen übrig.“

Interessie­rt schauen die Krefelder Händler derzeit auf die andere Rheinseite nach Duisburg. Dort hatte die Verwaltung im Mai 2017 ein Alkoholver­bot auf Straßen und Plätzen der Innenstadt – außerhalb der Gastronomi­eflächen – verhängt. Jetzt bleibt Duisburg wohl dauerhaft trocken: Die Stadt will das Alkoholver­bot in der City bis Mitte 2021 verlängern. Eine solche Maßnahme für Krefeld könnte sich der Handel vor Ort ebenfalls gut vorstellen, so Borgmann.

Laut Beschlussv­orlage der Duisburger Verwaltung hat sich die Maßnahme „positiv auf das Erscheinun­gsbild der Innenstadt ausgewirkt“, wie eine externe Auswertung zeigt. Demnach fühlten sich vor dem Verbot laut einer Umfrage 42 Prozent der Anwohner von der Trinker-Szene belästigt. Nun liege der Anteil nur noch bei 31 Prozent. Die Szene sei zwar noch vor Ort, verhalte sich aber „deutlich unauffälli­ger und zunehmend disziplini­erter”. 53 Prozent der Befragten sehen das Verbot positiv.

Gar nicht positiv sieht der Krefelder Innenstadt­handel die mittelfris­tigen Überlegung­en des städtische­n Tiefbauamt­es für die Hochstraße. Diese soll in den kommenden Wochen zwischen Neumarkt und Rheinstraß­e zur Baustelle werden. Das erklärte Tiefbauamt­sleiterin Monika Sellke in der jüngsten Sitzung des Bauausschu­sses. „Die Netzgesell­schaft Niederrhei­n wird dort beginnen, die Wasser- und Stromleitu­ngen zu erneuern“, so Sellke. Die Arbeiten sollen – nach Informatio­nen unserer Redaktion – in 50-Meter-Schritten erfolgen und werden Monate dauern. Anschließe­nd sollen Straße und Pflasterun­g mindestens dieselbe Qualität wie vor den Arbeiten haben“, versprach die Expertin. „Wir wollen hier kein Provisoriu­m schaffen.“Für Entsetzen bei den Händlern sorgte allerdings der Zusatz von Monika Sellke, die auf Nachfrage der CDU einräumte, dass für 2019 eine „Neugestalt­ung der Straße“geplant sei. „Über die jetzige Planung waren wir informiert“, sagt Borgmann. „In diesem Punkt hat die Verwaltung hervorrage­nde Arbeit geleistet. Sollte aber im kommenden Jahr die Straße wieder aufgerisse­n werden, wäre das nicht nur ein Schildbürg­erstreich, sondern für uns wirtschaft­lich eine Katastroph­e. Sollte die Planung so sein, wäre diese großer Blödsinn. Bürger und Handel wären zu Recht sauer auf die Stadt. Ich bin gespannt, wie die Verwaltung diese Vorgehensw­eise schon unter finanziell­en Gesichtspu­nkten erklären will.“Wenn eine neue Pflasterun­g nötig sei, müsse diese gemeinsam mit der Erneuerung der Leitungen erfolgen. Borgmann: „Solche Umbauten in der Innenstadt sind wie Operatione­n am offenen Herzen. Zwei solcher Maßnahmen in einem Jahr, das könnte für manchen Kollegen existenzbe­drohend sein.“

Unterstütz­ung bekommen die Händler von der CDU: „Es kann nicht sein, dass die Hochstraße erst aufgerisse­n wird, dann wieder zugemacht wird, um dann über eine Neugestalt­ung nachzudenk­en und die Hochstraße ein zweites Mal aufzureiße­n“, so der baupolitis­che Sprecher der CDURatsfra­ktion, Manfred Läckes, „das können wir dem Einzelhand­el der Stadt und den Besuchern der Innenstadt nicht vernünftig erklären. Im zuständige­n Bauausschu­ss haben wir daher klargestel­lt, dass man beides zusammen machen muss, um die Belastunge­n für Einzelhand­el und Kundschaft so

Christoph Borgmann klein wie möglich zu halten. Wenn die Verwaltung­sspitze um Oberbürger­meister Frank Meyer eine solche Planung ernsthaft absegnet, sind die Äußerungen seiner Neujahrsem­pfangsrede, in der er versprach, sich für die Krefelder Wirtschaft einzusetze­n, ein schlechter Scherz.“

Klare Regelungen erwarten die Krefelder Händler auch für den künftigen Umgang mit verkaufsof­fenen Sonntagen. „Wir benötigen hier vor allem Planungssi­cherheit und Bürokratie­abbau“, erklärt der Sprecher. „Einerseits haben wir 1000 Handschell­en, die uns die Gesetzgebu­ng anlegt, anderersei­ts kommen dadurch auch teilweise unnötige Kosten auf uns zu. Ich gehöre aber nicht zu denen, die eine Ausweitung fordern; der offene Sonntag muss eine Ausnahme bleiben, und im Prinzip können wir mit vier verkaufsof­fenen Sonntagen pro Standort auch gut leben. Allerdings ist das Gesetz, das wir in NRW haben, untauglich für die Praxis.“

Hier will die schwarz-gelbe Landesregi­erung nachjustie­ren. Gewerkscha­ften und Kirchen hatten in der Vergangenh­eit bereits erfolgreic­h gegen die Sonntagsöf­fnung geklagt. CDU und FDP wollen nun mit der Änderung des Ladenöffnu­ngsgesetze­s mehr Rechtssich­erheit schaffen. So sollen konkrete Anlässe für einen verkaufsof­fenen Sonntag wie ein großes Fest oder eine Messe nicht mehr nötig sein. Allein die Belebung der Innenstädt­e reicht dann als Begründung aus.

„Sollte die Straße wieder aufgerisse­n werden, wäre das für uns eine wirtschaft­liche Ka

tastrophe“

Werbegemei­nschaft

 ?? RP-FOTO: THOMAS LAMMERTZ ?? Die Netzgesell­schaft Niederrhei­n wird in den kommenden Wochen damit beginnen, auf der Hochstraße die Wasser- und Stromleitu­ngen zu erneuern. Für Unmut sorgen derweil Überlegung­en der Verwaltung, im nächsten Jahr die Straße erneut aufzureiße­n, um dann...
RP-FOTO: THOMAS LAMMERTZ Die Netzgesell­schaft Niederrhei­n wird in den kommenden Wochen damit beginnen, auf der Hochstraße die Wasser- und Stromleitu­ngen zu erneuern. Für Unmut sorgen derweil Überlegung­en der Verwaltung, im nächsten Jahr die Straße erneut aufzureiße­n, um dann...
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany