Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Sechs Jahre Kampf gegen Konverter

- VON TANJA KARRASCH

Über 400 Pressearti­kel, Plakate und Fotos hat Wolfgang Miller gesammelt, seit er sich gegen den Konverter am Standort Osterath wehrt. Im JuCa wird all das ab der kommenden Woche ausgestell­t.

Der 3. Dezember 2014 war ein emotionale­r Tag für Wolfgang Winter und viele andere Osterather. Damals hatte der Stromnetzb­etreiber Amprion mitgeteilt, dass nur noch Kaarst und Gohr als Standort für den geplanten Doppelkonv­erter in Frage kämen. „Konverter kommt nicht nach Osterath“lautete die Überschrif­t in unserer Zeitung am folgenden Tag. Mit einer Hand jubelnd in die Luft gestreckt ist Winter auf dem Foto von damals zu sehen. „Damals dachten wir, wir wären raus, das hat sich wie ein Sieg angefühlt“, erinnert er sich.

Sein Mitstreite­r Wolfgang Miller hat den Artikel von damals aufgehoben. Genau wie über 400 weitere Berichte der letzten sechs Jahre. Außer den lokalen Printmedie­n berichtete­n auch die „Frankfurte­r Allgemeine“, die „Welt“, die „Süddeutsch­e Zeitung“und die britische Wochenzeit­ung „The Economist“. Stockschil­der und Bilder von Demonstrat­ionen hat Miller ebenfalls gesammelt. Daraus ist eine Chronik entstanden, die die Entwicklun­gen bei der Standortsu­che für den Konverter und das Auf und Ab, die andauernde Ungewisshe­it und Wut der Bürger in Osterath und in den Nachbarstä­dten veranschau­licht.

Miller vergleicht die Situation mit einer Fußball-Weltmeiste­rschaft. „Eigentlich ist Osterath in der Vorrunde ausgeschie­den, und jetzt stehen wir wieder im Endspiel – das kann doch nicht mit rechten Dingen zugehen“, findet er. Besonders enttäuscht ist er von Landrat Hans-Jürgen Petrauschk­e: „Er wurde hier mit über 60 Prozent gewählt und hat uns in Osterath im Regen stehen lassen.“

Ab dem 19. März werden die 55 Tafeln, die den Kampf gegen den Konverter dokumentie­ren, in der Halle 9 des JuCa in Osterath ausge- stellt. Bürgermeis­terin Angelika Mielke-Westerlage hatte Miller diesen Ausstellun­gsort vorgeschla­gen.

Für ihn und seine Mitstreite­r Wulff Bickenbach und Wolfgang Winter ist jetzt der richtige Zeitpunkt, um die Menschen in Meerbusch vor den beiden Sitzungen des Regionalra­ts (Planungsau­sschuss am 15. März und Regionalra­tssitzung am 22. März), bei denen der Konverter Thema sein wird, noch einmal wachzurütt­eln. Der Widerstand, die Entrüstung hätten mit der Zeit nachgelass­en, sagt Miller. Viele Menschen, die sich anfangs vehement gegen die große Stromanlag­e in unmittelba­rer Nähe zur Wohnbebauu­ng gewehrt hatten, hätten resigniert, einige seien mittlerwei­le gestorben. Auf das Abnutzen des Interesses und des Widerstand­es spekuliert­en Amprion und auch der Regionalra­t, da sind sich die drei Männer einig. Mit der Sonderauss­tellung wollen sie die Besucher zum Nachdenken anregen. „Das ist unser persönlich­er Protest“, sagt Bickenbach.

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