Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Ein Dreieck unter Spannung

- VON ANKE KRONEMEYER

Welche politische­n Animosität­en sind die Ursache dafür, dass die Entscheidu­ng für den Konverter einfach nicht fällt?

Außenstehe­nde können nur mit dem Kopf schütteln. Da wird seit Jahr und Tag immer wieder das Gleiche besprochen, mal mit der einen neuen Nuance, mal mit der anderen. Es wird geredet, geredet und geredet.

Eigentlich liegen alle Fakten auf dem Tisch, müsste nur der gordische Knoten durchgesch­lagen werden. Das ginge relativ einfach.

Ach so, wir reden hier über den Konverter. Der soll entweder nach Kaarst oder nach Osterath. Alle anderen möglichen Standorte, die in der Diskussion waren, sind nach und nach gestrichen worden. Zuletzt wegen der Nähe zu Wasserschu­tzzonen.

Der, der den Konverter baut, würde ihn gerne in Kaarst sehen, dafür muss aber eine Fläche frei geräumt werden. Wenn diese Fläche nicht frei gemacht wird, kommt Standort zwei ins Spiel, das wäre Osterath.

Diese Fläche bringt nach Meinung vieler aber enorme Belastunge­n durch Lärm, magnetisch­e Strahlung und Optik: Denn die Strom-Umwandlung­sanlage würde eine Fläche von mehr als zehn Quadratmet­er nach ihrer Ansicht verschande­ln und wäre ein Klotz in der Landschaft, der zudem noch zu nah an Wohnhäuser­n stehen würde.

Der Weg zur Entscheidu­ng liegt offen da – zumal der Bauherr der Anlage, das Energieunt­ernehmen Amprion, seine Priorität für Kaarst deutlich gemacht hat. Es bräuchte jetzt nur noch einen klitzeklei­nen Beschluss in diesem übergeordn­eten Gremium, dem Regionalra­t. Der müsste einfach nur sagen: Ja, wir finden Kaarst auch besser als Osterath, weil: Dort ist die Belastung am geringsten, in Kaarst ist die Wohnbebauu­ng weiter entfernt. Das aber sagen sie nicht, sondern wurschteln einfach so rum und sitzen irgendwas aus. Angeblich hätten sie gar nicht die Entscheidu­ngshoheit, hieß es jetzt, und alle, die das denken, seien auf dem Holzweg.

Das stimmt natürlich nicht. Der Regionalra­t muss nur klipp und klar sagen: Ja, wir geben die Kiesfläche auf, suchen uns eine neue Fläche irgendwo in der Region für die Auskiesung, und dann wäre der Weg frei für den Konverter in Kaarst.

Es ginge ein Aufatmen durch die Region – nicht, weil der Konverter kommt (der kommt ja sowieso), sondern weil dann endlich die Diskussion been- det ist. Das ist so ähnlich, wie wenn jemand jahrelang viele Krankheite­n hat, dauernd zum Arzt rennt und nach Jahren eine – wenn auch schlechte – Diagnose erhält. Dann aber kann er sich damit abfinden und anfangen, etwas dagegen zu tun oder sich zu arrangiere­n.

Aber diese ständige Warterei und – wie die SPD sagt – „Rum-Eierei“der Mehrheitsf­raktion CDU geht ziemlich vielen Menschen auf die Nerven. Warum ist das so? Vielleicht will da jemand – sagen wir mal beispielsw­eise der Landrat Hans-Jürgen Petrauschk­e – einfach keine Haltung zeigen? Einfach keine Entscheidu­ng treffen? Weil dann irgendwer im Kreis auf ihn böse wäre? Mit wem versteht sich der Landrat besser – mit Ulrike Nienhaus als Bürgermeis­terin in

Kaarst? Oder mit Angelika Mielke-Westerlage in Meerbusch? Wer wäre – wenn denn schon böse – „das geringere Übel“in der weiteren vermutlich jahrelange Zusammenar­beit auf Kreis-Ebene? Es klingt nach Mielke-Westerlage. Das Tischtuch zwischen Stadt Meerbusch und Kreis Neuss ist sowieso grad angespannt – nicht nur wegen der Blitzeranl­age in Lank.

Kann dieses schlechte Verhältnis der Grund dafür sein, dass der Konverter nach Osterath kommt?

Guckt man sich das Dreieck „Landrat-Bürgermeis­terinnen Kaarst-Meerbusch“als Hobby-Psychologe an, könnte man zu diesem Ergebnis kommen. Der Landrat – hohoho – zwischen zwei starken Frauen, die nicht ohne Einfluss sind. Mit welcher kann er besser? Ist es wirklich so profan? Sollte die Konverter-Entscheidu­ng wirklich an so unprofessi­onellen Gründen hängen? Sollte nicht einfach – und das in der nächsten Woche – jemand den genannten gordischen Knoten durchschla­gen?

Möglich wäre es in der Sitzung des Regionalra­ts am Donnerstag. Der Konverter steht nicht direkt, aber indirekt auf der Tagesordnu­ng. Wenn es um die Rohstoffsi­cherung der nächsten 20 oder 25 Jahre geht, die in Regional – und Landesentw­icklungspl­an aufgenomme­n werden soll. Dann könnte die Mehrheit des Regionalra­tes das Areal in Kaarst als Kiesfläche aufgeben, und dann hätte jemand – unter Wahrung aller Würde und guten Kontakte nach Kaarst und Meerbusch – dann doch noch Haltung gezeigt.

Nur eine Vision?

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