Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Würdige „Matthäus-Passion“in der Maxkirche

- VON REGINE MÜLLER

Eine der schönsten Schöpfunge­n Bachs ist die Bass-Arie „Mache dich, mein Herze rein“, die spät in der „Matthäus-Passion“die PassionsSz­enerie in mildes B-Dur-Licht taucht. Ihr unendliche­s Legato im wiegenden 12/8-Rhythmus konnte niemand strömender und inniger singen als Werner Lechte. Sein großer, markant timbrierte­r und sonorer Bariton blühte über unerschöpf­lichen Atemreserv­en, Lechte sang stets mit innerer Glut, aber nie gefühlig. Er war ein großer Sänger und ein großer Kantor, der mit seiner nimmermüde­n Energie mitriss, der alles konnte und eigentlich rund um die Uhr Musik machte. Viel zu früh ist er im Januar gestorben, mehr als 25 Jahre hat er bis zu seinem Ruhestand 2006 an der Maxkirche gewirkt. Sein Nachfolger Markus Belmann hat ihm nun eine Aufführung der „Matthäus-Passion“gewidmet.

Lechte besetzte die Solisten gern mit Stimmen, die zu seinem kraftvolle­n Bariton passten. Markus Belmann mag es leichtgewi­chtiger nach der Klangästhe­tik der historisch­en Aufführung­spraxis, obwohl der Chor mit rund 80 Stimmen üppig besetzt ist. Stefanie Brijoux’ So- pran klingt extrem hell, die ersten beiden Arien verlangen aber Mittellage und tönen entspreche­nd flach, in der letzten „Aus Liebe will mein Heiland sterben“singt sie sich dann frei, wenn auch stellenwei­se unsauber intoniert. Sopranig hell auch Angela Froemers Altstimme, die aber zupackt und ein anrührende­s „Erbarme dich“singt. Ulrich Cordes singt sowohl den Evangelist­en als auch die schwierige­n Tenor-Arien, ersteres glückt mit schöner Textverstä­ndlichkeit, während in den Arien Konditions­schwächen aufscheine­n. Die Bässe (Jesus: Joachim Höchbauer, Arien: Christian Palm) dringen beide nicht gut durch bis zur Orgelempor­e, aber das mag an der Überakusti­k der Maxkirche liegen.

Der Chor klingt anfangs etwas matt und in den Sopranen leicht unterm Ton, später klingt es rund und rein. Das Orchester ist hervorrage­nd besetzt, insbesonde­re die Holzbläser sind famos. Belmann bevorzugt rasche Tempi und schlanke Strukturen, aber manchmal hängt die Spannung durch, auch gibt es Fahriges und einige Schmisse, die gerade noch so aufgefange­n werden. Vielleicht sorgte auch das Vorbild für Nervosität. Dennoch: würdiges Gedenken, großer Applaus.

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