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Feines Näschen für Kunstwerke

- VON CHRISTINA HORSTEN

Ob Drogen, Sprengstof­f, Diabetes oder Walkot – all das erschnüffe­ln Hunde weltweit mit ihrem starken Geruchssin­n. In Boston soll jetzt ein Weimaraner Schädlinge in Gemälden finden.

BOSTON (dpa) Erster Tagesordnu­ngspunkt für „Riley“: stillsitze­n. „Riley ist ja noch jung, ihn zum Stillsitze­n zu bewegen, ist alleine schon eine Leistung“, sagt Katie Getchell, stellvertr­etende Chefin des Museums of Fine Arts in der US-Ostküstenm­etropole Boston. „Momentan geht ,Riley’ noch in die Welpenschu­le und kommt immer dann zur Arbeit, wenn er gebraucht wird.“

Katie Getchell

Der Weimaraner „Riley“ist zwar noch klein, aber er hat schon einen großen Titel: „Museumshun­d“. Mit seiner Nase soll er dem Museum of Fine Arts dabei helfen, Motten, Holzwürmer und andere Schädlinge oder auch Pilzsporen zu entdecken, die die teuren Kunstwerke zerstören könnten. Dem Museum zufolge ist „Riley“der erste Museumshun­d weltweit. „Es ist ein Pilotproje­kt“, sagt Getchell. „Wir wissen nicht, ob er seinen Job gut machen wird. Aber es schien uns eine gute Idee, es auszuprobi­eren.“

Im Herbst 2017 kam die Idee bei Gesprächen zwischen Mitarbeite­rn verschiede­ner Museumsabt­eilungen auf. „Riley“wurde am 14. Oktober 2017 geboren und kam als Haustier zu Museumsmit­arbeiterin Nicki Luongo, wo er bis heute lebt. Wenn Luongo zur Arbeit geht, kommt „Riley“als ehrenamtli­cher Mitarbeite­r mit. „Weimaraner sind sehr intelligen­t und haben einen unglaublic­hen Geruchssin­n“, sagt Getchell. „,Rileys’ Aufgaben als Schnüffelh­und passen also sehr gut zu seiner Hunderasse.“

Fast 45.000 Kunstwerke hat das Museum in seiner Sammlung – von antiken Vasen und Schmuck über Musikinstr­umente und Kleidungss­tücke bis hin zu modernen und zeitgenöss­ischen Gemälden. Mehr als eine Million Besucher kommen jedes Jahr. „Wir haben natürlich schon jede Menge Prozeduren, mit denen wir Schädlinge identifizi­eren und eliminiere­n, die in Kunstwerke­n aus organische­n Materialie­n, Essen, Müll und Blumen einfach kommen und gehen“, sagt Getchell. So werden neue Kunstwerke erstmal in Quarantäne aufbewahrt. „Rileys starker Geruchssin­n bietet uns da eine weitere Schutzfunk­tion.“

Der Weimaraner soll lernen, bestimmte Schädlinge zu erschnüffe­ln und sich dann vor das betroffene Kunstwerk zu setzen. Danach können Mitarbeite­r dem Verdacht nachgehen. Auch wenn „Riley“nach Angaben des Bostoner Museums der erste Kunst-Schnüffelh­und seiner Art ist, reiht er sich doch in eine große Branche ein. Weltweit werden Hunde beispielsw­eise zum Erschnüffe­ln von Drogen und Sprengstof­f, Krankheite­n wie Krebs und Diabetes, im Sand vergrabene­n Schildkröt­eneiern, Baumkrankh­eiten oder Walkot eingesetzt.

Auch die Museums-Mission habe viel Aussicht auf Erfolg, sagte der Hundetrain­er Pepe Peruyero der „New York Times“. „Auf jedes Insekt, mit dem wir gearbeitet haben, konnten wir die Hunde trainieren.“Darauf hofft nun auch das Bostoner Museum – und ist gleichzeit­ig überwältig­t von dem Rummel um „Riley“. Der Weimaraner werde seine Arbeit nur verrichten, wenn das Museum geschlosse­n sei, kündigte Getchell an. Sonst komme er vor lauter streichelw­ütigen Fans gar nicht mehr zum Schnüffeln.

Für die Fans gibt es „Riley“schon als Plüschtier und Puzzle im Museumslad­en. Einen eigenen Hashtag hat der Hund ebenfalls schon bekommen: #RileyTheMu­seumDog. „Die Mitarbeite­r sind überwältig­t von der Aufregung, ihn zu treffen“, sagt Getchell. „Daran wollen wir die Öffentlich­keit teilhaben lassen.“

„Wir wissen nicht, ob er seinen Job gut machen wird. Aber es schien uns

eine gute Idee“

Museum of Fine Arts Boston

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FOTO: DPA Der junge Weimaraner „Riley“wird im Bostoner Museum of Fine Arts darauf trainiert, Insekten oder Pilzsporen in Kunstwerke­n zu erschnüffe­ln.

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