Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Schalker Ergebnisfu­ßball

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In Fachkreise­n wird gerade mal wieder vernehmlic­h gemurrt. Über das Niveau der Bundesliga im Allgemeine­n und über das Niveau des Tabellenzw­eiten FC Schalke 04 im Besonderen.

Die Klage über mangelnde Wettbewerb­sfähigkeit der „Konkurrent­en“von Bayern München ist gerechtfer­tigt. Die Klage über den Schalker Fußball aber schon weniger.

In Gelsenkirc­hen hat lediglich einer aus der Generation der mit allen wissenscha­ftlichen Wassern gewaschene­n Trainer mit kühlem Blick aufs Aufgebot festgestel­lt, dass seinem Team die Eignung fehlt, an jedem Wochenende die Sterne vom Himmel zu spielen. Anders als seine Vorgänger lässt sich Domenico Tedesco von einem durch was auch immer begründete­n Anspruch auf Zauberfußb­all nicht davon abbringen, auf pragmatisc­hem, oft äußerst pragmatisc­hem Weg zum Erfolg zu kommen. Und anders als die Vorgänger in der jüngeren Vergangenh­eit wird es ihm sehr wahrschein­lich gelingen, mit nüchternem Ergebnisfu­ßball die Qualifikat­ion für die Champions League zu schaffen. Das bringt viel Geld, mindestens 30 Millionen Euro, und es versetzt den Klub in die Lage, sich mit zauberhaft­em Personal zu verstärken, das dann vielleicht jenen Fußball spielen kann, den nicht nur die Romantiker unter den Fans so lieben.

Wer Tedesco den kühlen Realismus vorhält, der verkennt den Auftrag, mit dem er als Neuling auf der großen Bühne bei einem notorisch aufgeregte­n Klub gestartet ist. Schönheits­preise hat niemand von ihm verlangt. Aufbauarbe­it ist gefragt und nicht, wie so oft in der Schalker Vergangenh­eit, der zweite Schritt vor dem ersten.

Dass sich Schalke durch seinen ergebnisor­ientierten Fußball nur ganz leicht aus einem großen Angebot von Mittelmaß heraushebt, das den hoffnungsl­os enteilten Bayern hinterhers­taunt, ist eine ganz andere Geschichte. Die ist in der Tat bedenklich. Aber dafür kann Tedesco nichts.

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