Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Mehr Mut zur Lücke
Worum ging es? Ein 16-jähriges Mädchen wird von seinem Freund beim nächtlichen Sex an einem abgelegenen Ort getötet. In Verdacht gerät aber der hochintelligente Jonas, 13, Sohn der Cousine der Ermittlerin Ellen Berlinger (Heike Makatsch). Er hat dem Täter vorher Mathe-Nachhilfe gegeben. Worum ging es wirklich? Berlinger hat eine Bindungsstörung zu ihrem Kleinkind, eine Affäre mit dessen Erzieher und als einzige einen halbwegs funktionierenden Draht zu Jonas. Aber es geht auch um eine Erpressung, eine alte Mordserie, Schutzgeld, die Pubertät, ein Trauma des Kollegen Martin Rascher (Sebastian Blomberg), insgesamt also eher um etwas zu viel. Der überflüssige Dialog Wann immer „Tatort“-Kommissare auf Eltern treffen, stellen diese die eine Frage. So wie die Mutter des Mordopfers Marie. Sie fragt: „Haben Sie Kinder?“Und Berlinger antwortet: „Ja.“Solche Gespräche sollten in Drehbüchern verboten werden. Wozu sollen sie gut sein? Und jetzt? Nun, nach Heike Makatschs zweitem Einsatz als Kommissarin lässt sich konstatieren: Sie macht das nicht schlecht. Auch der Figur Martin Rascher kann man gut zuschauen, sein Trauma indes wirkt gekünstelt. Für das nächste Mal würde man sich mehr Stringenz und weniger Nebenhandlungen, also mehr Mut zur Lücke wünschen. Auf Sinnsprüche mit Fröschen hätte man gut verzichten können.
Henning Rasche