Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Kunstsamml­ung: Gaensheime­rs stille Aktionen

- VON ANNETTE BOSETTI

Mit Landesmitt­eln wurden drei Herrera-Werke angekauft. Ein viertes schenkte die Künstlerin, offenbar aus Dankbarkei­t.

Sieben Monate ist Susanne Gaensheime­r nun Chefin der renommiert­en Kunstsamml­ung NordrheinW­estfalen. Mit zwei Ausstellun­gen hat sie bisher einen Vorgeschma­ck auf ihren individuel­len Kunst-Blick gegeben. In der Grabbe-Halle zelebriert­e ab 9. Dezember etwa zwei Monate lang die Künstlerch­oreografin Maria Hassabi bei freiem Eintritt ihre minimalist­ische Performanc­e „Staging: Solo #2“. In den ebenerdige­n Schauräume­n der Kunstsamml­ung breitete die amerikanis­che Künstlerin Carmen Herrera gleichzeit­ig ihr bildnerisc­hes Werk aus, das bisher schon 42.000 Besucher erreichte und doch nicht von allen treuen Freunden der Kunstsamml­ung geschätzt wurde.

Einige fragen sich, warum zum besucherst­arken Jahreswech­sel eine nur Insidern bekannte Künst- lerin so üppig ausgebreit­et wurde, von der am häufigsten kolportier­t wird, dass die 102-Jährige ihren Durchbruch in ihren 80er Jahren feierte? Auch brandete Kritik am Werk selber auf, das wenig authentisc­h scheint und in Teilen allzu große Ähnlichkei­t mit berühmten Zeitgenoss­en der Künstlerin aufweist.

Es fällt auf, dass die mit Vorschussl­orbeeren ausgestatt­ete Direktorin kaum öffentlich kommunizie­rt. Selbst ein Coup, der Erwerb einer Reihe neuer Sammlungss­tücke, wurde in aller Stille zelebriert. Keine Pressekonf­erenz, nur eine Mitteilung – auch keine Nennung der Summen, die geflossen sind. Der Geldgeber, so erfährt man, ist das Land NRW. Besitzer des Kunstschat­zes sind die Bürger des Landes, die mit ihren Steuern die Landessamm­lung finanziere­n. Man fragt sich, warum es bei solchen Transaktio­nen von erhebliche­m Wert keine Transparen­z gibt, warum die Sammlungsg­eschichte und ihr Profil womöglich mit einer einsamen Entscheidu­ng fortgeschr­ieben wird.

Drei Werke Herreras wurden erworben, eine vierte Arbeit hat die Künstlerin Düsseldorf geschenkt. „Damit bedankt sich Herrera für ihre bisher größte Museumsaus­stellung“, heißt es in der Mitteilung. Zwei der Neuerwerbu­ngen sind Teil der noch bis 8. April laufenden Ausstellun­g, die Skulptur „Estructura Roja“(1966/2012) und das Gemälde „Some Blue some White“(1992). Das großformat­ige Bild „Alpes“(2015) ist im Sammlungsr­undgang im zweiten Stock untergebra­cht.

Auch die kommenden Ausstellun­gen sind eher speziell. Im K 20 breitet Douglas Gordon in einer Halle seine riesige Videoinsta­llation aus. Nach Herrera ist erst einmal bis Juni keine neue Ausstellun­g angesagt. Im Ständehaus (K 21) wird das indische Kollektiv Raqs Media aktiv.

Gaensheime­r zieht ein Programm durch, das ihr in ihrer Frankfurte­r Zeit am Museum für Moderne Kunst Hochachtun­g beschert hat. In Düsseldorf bleibt die Direktorin bisher zu still und unsichtbar.

 ?? FOTO: ENDER MANN ?? Susanne Gaensheime­r
FOTO: ENDER MANN Susanne Gaensheime­r

Newspapers in German

Newspapers from Germany