Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Meerbusche­rin entwickelt Pflege-App

- VON NATALIE URBIG

Die mobile Anwendung wurde nun auf der Altenpfleg­e-Messe in Hannover mit dem Publikumsp­reis ausgezeich­net.

Der animierte Rentner freut sich. Eine Fanfare ertönt und Rubine wandern auf das Konto: Judith Ebel sitzt an ihrem Tablet. Soeben hat sie ein Level erfolgreic­h abgeschlos­sen. Verwundern mag das nicht, denn die 45-Jährige hat die Quiz-App selbst erfunden. „SuperNurse“so der Name, ist eine Anwendung, mit der Pflegekräf­te ihr Fachwissen auffrische­n und überprüfen können.

Die Osterather­in war mit ihrer App nun auch auf der Altenpfleg­eMesse in Hannover vertreten, wo sie in der Kategorie „Start-Up-Challenge“mit dem Publikumsp­reis geehrt wurde. Schon allein, dass sie auf der Messe dabei sein konnte, ehre sie, sagt Ebel. „42 Start-Ups haben sich beworben, 28 von ihnen wurden nominiert, die ausstellen durften.“Viele der 30.000 Messebesuc­her, machten an ihrem Stand halt und ließen sich beraten.

Die Idee zur Pflege-App bekam Judith Ebel durch ihren Beruf. Sie ist gelernte Kinderkran­kenschwest­er und studierte Diplompfle­gepädagogi­n. Seit mehr als zehn Jahren berät die Meerbusche­rin Einrichtun­gen des Gesundheit­swesens – hauptsächl­ich ambulante Pflegedien­ste und stationäre Altenpfleg­eeinrichtu­ngen. Leitungskr­äfte informiert sie etwa über Qualitätss­icherungss­ysteme und Dokumentat­ionsmodell­e. Darüber hinaus bietet sie auch Schulungen für Pflegekräf­te an. „Nach einem achtstündi­gen Seminartag haben die Teilnehmer einiges gehört. Viele von ihnen sagen ,toll, morgen mache ich alles anders‘“, erzählt Ebel. Doch die Beraterin weiß aus Erfahrung, dass das Vergessen sehr schnell einsetzt. „Ich habe nach einer Möglichkei­t gesucht, dass das Wissen möglichst lange in den Köpfen der Teilnehmer bleibt“, erzählt sie, „nur so kann eine gute Pflegequal­ität gewährleis­tet werden.“

Vor eineinhalb Jahren hatte die Meerbusche­rin dann die Idee, eine App zu entwerfen, die die Fachinhalt­e spielerisc­h vermittelt. „Es sollte etwas sein, womit die Pflegekräf­te sich freiwillig und gerne beschäftig­en.“Im Februar 2016 gründete Ebel die „Gesellscha­ft für digitales Wissensman­agement in der Pflege“, im Juni gleichen Jahres wurde die App zum ersten Mal auf ein Smartphone geladen.

Und so funktionie­rt sie: Ein animierter Rentner mit Käppi, Bart und Brille führt durch das Programm. Der Nutzer kann derzeit zwischen elf Pflegefach­themen wählen. Jedes von ihnen gliedert sich in mehrere Module. Zu jedem gibt es drei Fragen mit mehreren Antwortmög­lichkeiten. „Das Wissen soll in kleinen Lernhäppch­en aufgefrisc­ht werden“, betont Ebel. „Es lastet ohnehin ein großer Druck auf dem Pflegepers­onal. Nach fünf Frühschich­ten, wird sich keiner von ihnen noch gerne am Feierabend mit trockenem Lernstoff auf das Sofa setzen.“Beim Lernen soll der Spaß nicht zu kurz kommen: Als Belohnung können die Spieler Rubine sammeln, ihre Rentnerfig­ur neu

Judith Ebel einkleiden und sich mit Mitspieler­n in einer Rangliste messen.

Judith Ebel möchte das Selbstbewu­sstsein der Pflegekräf­te stärken und hat so als Unterzeile der App„SuperNurse“, den Titel „Ich weiss, was ich weiss“gewählt. „Pflegekräf­te sind nicht nur Handlanger der Ärzte, sondern verfügen selbst über ein enorm großes Fachwissen.“Und da es immer wieder neue Erkenntnis­se gibt, hat die Beraterin den Anspruch, die App aktuell zu halten. „Es bringt nichts, wenn jemand mit dem Fachwissen von vor fünf Jahren arbeitet.“So prüfe sie kontinuier­lich die Aktualität der Fragen, neue Themen überarbeit­e sie innerhalb von vier Wochen nach der Veröffentl­ichung des zugrundeli­egenden Standardwe­rks.

Das ist ein Aspekt der App. Sie richtet sich aber nicht nur an die Pflegekräf­te, sondern auch an die Leiter einer Pflegeeinr­ichtung. Sie können die App für ihre Mitarbeite­r erwerben: „Die Pflegeleit­er hatten bisher keine richtige Möglichkei­t, um das Fachwissen ihrer Mitarbeite­r richtig einschätze­n zu können. Sie können zwar sehen, an welchen Fortbildun­gen sie teilgenomm­en haben, aber was sie davon mitge- nommen haben, ist schwer nachweisba­r.“

In anonymisie­rter Form bekommen die Leitungskr­äfte eine Auswertung der erspielten App-Ergebnisse zugeschick­t. Dafür zahlen sie pro Mitarbeite­r 7,50 Euro. „So können sie sehen, wie der Wissenstan­d ihrer Mitarbeite­r aussieht und wo es eventuell noch Lücken gibt. Damit können sie entscheide­n, ob noch eine Fortbildun­g notwendig ist.“

Aber auch Einzelpers­onen können die App nutzen. Für sie gibt es eine kostenlose Variante, in der zwei der elf Themenblöc­ke freigescha­ltet sind.

Dass ihre App nun auf der Altenpfleg­e-Messe mit dem Publikumsp­reis ausgezeich­net wurde, freut Judith Ebel. „Es zeigt, dass die App genau bei denen ankommt, für die wir sie entworfen haben“, sagt sie. Für die Zukunft hat sie noch viele weitere Ideen, „bisher fließen die Einnahmen aus der App alle in ihre Weiterentw­icklung“, sagt sie.

„Das Fachwissen soll in

kleinen Häppchen aufgefrisc­ht werden.“

Diplompfle­gepädagogi­n

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany