Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Wehrhahn: Angeklagte­r verlobt sich im Gericht

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(wuk) Mit einer Verlobung im Gerichtssa­al ist der Wehrhahn-Prozess seit gestern um eine Besonderhe­it reicher. Die Freundin des angeklagte­n Ex-Soldaten (51), dem zehnfacher Mordversuc­h per Sprengstof­fAnschlag im Juli 2000 am S-Bahnhof Wehrhahn angelastet wird, ließ ihm nach ihrer Aussage durch einen der Justizwach­tmeister einen silbern glänzenden Verlobungs­ring übergeben. Als Gruß winkte der Angeklagte kurz und verstohlen zurück.

Die Frau bestätigte unserer Redaktion, dass jener Ring ihre Verlo- bung besiegeln solle. Nur nicht offiziell gültig: „Meine Scheidung ist ja noch nicht durch“, so die 47-Jährige. Die Verlobung blieb von vielen Zuschauern unbemerkt.

Weite Teile des Prozesstag­es waren geprägt von Zeugen, die angeblich nicht wussten, warum sie überhaupt geladen seien. So auch die Bekannte einer Ex-Freundin des Angeklagte­n. Dieser Frau hatte die ExFreundin anvertraut, sie glaube, in Räumen des Ex-Soldaten vor dem Anschlag „eine Bombe gesehen“zu haben. Die Zeugin will trotzdem nie nachgefrag­t haben – und angeblich wusste sie gestern nicht mal, in welchem Prozess sie sich befand. Hier konnte das Gericht weiterhelf­en: Zehn Mitglieder einer überwiegen­d jüdischen Gruppe von Sprachschü­lern soll der Ex-Soldat laut Anklage mit einer am S-Bahnhof Wehrhahn deponierte­n Bombe teils schwer verletzt haben. Eine Schwangere verlor ihr ungeborene­s Baby.

Doch auch die jetzige Partnerin des Angeklagte­n sagte als Zeugin, der 51-Jährige habe mit ihr über Details der Ermittlung­en oder den An- schlag nicht gesprochen. Das wollen Staatsanwä­lte demnächst widerlegen, denn durch versteckte Mikrofone war er vor der Festnahme überwacht worden.

Angeblich ahnungslos, aber jeweils mit Anwaltshil­fe, traten noch zwei rustikale Herren in den Zeugenstan­d. Ihnen soll der Angeklagte einst Schusswaff­en verkauft haben – wie ein anderes Mitglied der damaligen rechten Szene behauptet hatte. Doch beide wiesen das zurück. Plangemäß geht der Prozess am 16. April weiter.

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