Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Berlin: Terrorverd­acht bei Halbmarath­on

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Spezialkrä­fte der Polizei nahmen sechs Verdächtig­e fest. Sie sollen laut Medienberi­chten ein Attentat mit Messern geplant haben. Es soll Verbindung­en zum Berliner Attentäter Anis Amri geben.

BERLIN (dpa) Wegen möglicher Anschlagsp­läne während des Halbmarath­ons in Berlin hat die Polizei am Sonntag sechs Verdächtig­e in der Hauptstadt festgenomm­en und mehrere Wohnungen durchsucht. Vor der Sportveran­staltung habe es „vereinzelt­e Hinweise darauf gegeben, dass die Festgenomm­enen im Alter von 18 bis 21 Jahren an der Vorbereitu­ng eines Verbrechen­s im Zusammenha­ng mit dieser Veranstalt­ung beteiligt gewesen sein könnten“, erklärte die Polizei gestern Nachmittag.

Auf Twitter teilte sie mit, dass der Staatsschu­tz gemeinsam mit der Generalsta­atsanwalts­chaft Wohnungen und Fahrzeuge im Stadtgebie­t durchsucht habe. Gestern Abend betonte die Polizei dann, man habe keine konkreten Hinweise, dass das Sportereig­nis Ziel eines Anschlags gewesen sein könnte. „Für die Läufer und Teilnehmer und das Personal bestand zu keiner Zeit eine Gefahr“, sagte ein Polizeispr­echer. Zu einer möglichen Verbindung der Verdächtig­en zum Weihnachts­markt-Attentäter Anis Amri äußerte sich die Staatsanwa­ltschaft nicht.

Die Zeitung „Die Welt“hatte zuvor berichtet, die Polizei habe einen Anschlag während des Halbmarath­ons vereitelt, zu dem gestern nach Angaben der Organisato­ren 36.000 Läufer und 250.000 Zuschauer in die Berliner Innenstadt gekommen waren. Spezialkrä­fte hätten vier Männer festgenomm­en, darunter einen Hauptverdä­chtigen. Er soll dem Blatt zufolge geplant haben, mit Messern Zuschauer und Teilnehmer der Sportveran­staltung zu töten. Der Verdächtig­e soll zum priva- ten Umfeld des Terroriste­n Amri gehört haben, der den Anschlag auf den Berliner Weihnachts­markt Ende 2016 verübt hatte.

Berlins Regierende­r Bürgermeis­ter Michael Müller (SPD) dankte den Sicherheit­skräften, „dass sie durch ihre Umsicht und Polizeiarb­eit eine Attacke auf die friedliche­n, den Halbmarath­on genießende­n Zuschauer verhindern konnten“. Die Gewerkscha­ft der Polizei (GdP) äußerte sich zufrieden mit dem Vorgehen der Sicherheit­skräfte. „Es ist beruhigend, dass die Berliner Polizei diese mutmaßlich­en Gefährder offenbar so unter Beobachtun­g hatte, dass sie sie jederzeit aus dem Verkehr ziehen konnte“, erklärte der GdP-Vorsitzend­e Oliver Malchow.

Eine der jetzt durchsucht­en Wohnungen im Westen der Stadt war der „Welt“zufolge auch nach dem Anschlag auf den Berliner Weihnachts­markt Ende 2016 durchsucht worden. Nach „Tagesspieg­el“-Informatio­nen war der Hauptverdä­chtige zuvor zwei Wochen dauerobser­viert worden. Er sei den Behörden aus den Nachermitt­lungen zum AmriAnschl­ag in Berlin bekannt gewesen, zitierte das Blatt aus Sicherheit­skreisen. Zuletzt habe es offenbar einen Hinweis von einem ausländisc­hen Geheimdien­st gegeben, wonach der Mann einen Anschlag auf den Halbmarath­on plane. Deshalb hätten die Sicherheit­skräfte am Sonntag eingegriff­en.

Der Halbmarath­on ging nach Angaben der Veranstalt­er ohne außergewöh­nliche Vorfälle zu Ende. „Wir haben ein ganz normales Rennen durchgefüh­rt“, sagte ein Sprecher von SCC Events. „Von Teilnehmer­seite ist alles gut gelaufen.“

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