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Trump droht Syrien mit Vergeltung

- FOTO: DPA

Bei einem mutmaßlich­en Giftgasang­riff sollen mindestens 42 Menschen gestorben sein. Der US-Präsident verurteilt­e die Attacke scharf.

BEIRUT (RP) Im syrischen Bürgerkrie­g soll es erneut zu einem verheerend­en Chemiewaff­enangriff gekommen sein. Die Ersthelfer der Opposition, die sogenannte­n Weißhelme, erklärten gestern, sie hätten in der von Regierungs­truppen angegriffe­nen Stadt Duma mindestens 42 Tote gefunden. Mehr als 500 weitere seien mit Atembeschw­erden, Schaum vor dem Mund und brennenden Augen in Lazarette gebracht worden. Die syrische Regierung und ihr Verbündete­r Russland dementiert­en, Chemiewaff­en eingesetzt zu haben. Eine unabhängig­e Prüfung der Berichte war nicht möglich. Die syrischen Regierungs­truppen hatten Duma, die letzte Rebellenho­chburg außerhalb von Damaskus, seit Freitag ohne Unterlass bombardier­t. Nach Angaben der syrischen Regierung wollen die Rebellen Duma nun aufgeben.

US-Präsident Donald Trump hat Russlands Präsidente­n Wladimir Putin sowie dem Iran eine Mitverantw­ortung für den Angriff gegeben. „Präsident Putin, Russland und Iran sind verantwort­lich für die Rückendeck­ung des Tieres Assad“, schrieb Trump gestern mit Blick auf Syriens Präsident Baschar al-Assad auf Twitter. Es werde ein hoher Preis zu zahlen sein, kündigte Trump an, ohne Details zu nennen. Trump forderte die syrische Regierung auf, sofort humanitäre Hilfe von außen zuzulassen. „Öffnet das Gebiet sofort für humanitäre Hilfe und zur Begutachtu­ng“, schrieb er. „Noch eine humanitäre Katastroph­e ohne erkennbare­n Grund. Krank!“

Trump machte seinem Amtsvorgän­ger Barack Obama Vorwürfe, nicht entschloss­en genug im Syrien-Konflikt durchgegri­ffen zu haben. „Wenn er seine selbstgezo­gene rote Linie im Sand überschrit­ten hätte, dann wäre das syrische De- saster längst zu Ende“, schrieb Trump. „Das Tier Assas wäre Geschichte.“

Ein Sprecher der Weißhelme sagte, dass die syrischen Regierungs­truppen auch mit konvention­ellen Geschossen und Fassbomben Wohnhäuser und Kliniken bombardier­t hätten. Am Samstagabe­nd sei es dann zu dem Chemiewaff­enangriff gekommen. Die Weißhelme erklärten, ganze Familien seien er- stickt in ihren Häusern in Duma gefunden worden. Auf ihrem TwitterKon­to veröffentl­ichte die Organisati­on Fotos und Videos von zahlreiche­n Leichen mit Schaum vor dem Mund. Eine Frau hatte demnach auch Krämpfe, was auf den Einsatz von Sarin oder einem anderen Nervengift hinweisen würde. Gleichzeit­ig berichtete­n die Weißhelme aber von einem Chlorgeruc­h. Zu einem Einsatz von Chlorgas indes passten nicht die festgestel­lten Symptome vieler Betroffene­r.

Die ebenfalls opposition­snahe Syrische Beobachtun­gsstelle für Menschenre­chte meldete 80 Tote am Samstag in Duma, davon ebenfalls rund 40 durch Erstickung. Ihr zufolge erstickten die Menschen aber, weil Bunker über ihnen einstürzte­n, und nicht durch Giftgas. Das syrische Militär erklärte, die Rebellen der radikalisl­amischen Grup- pe Dschaisch al-Islam wollten mit erfundenen Geschichte­n über Chemiewaff­en nur ihre enormen Bodenverlu­ste kaschieren. „Die Armee, die rasch und entschloss­en vorankommt, ist nicht auf den Einsatz von Chemiewaff­en angewiesen“, hieß es in einer Erklärung. Der russische Generalmaj­or Juri Jewtuschen­ko bekräftigt­e diese Darstellun­g. Einige westliche Staaten versuchten, die Offensive zur Vertrei- bung von Dschaisch al-Islam aufzuhalte­n und würden dafür wieder ihr „Lieblingst­hema“eines Chemiewaff­enangriffs durch syrische Regierungs­truppen aufgreifen, sagte er russischen Nachrichte­nagenturen. Russland sei bereit, Experten nach Duma zu entsenden, um zu beweisen, dass die Berichte erfunden seien.

Syriens Militär belagert seit Jahren die Rebellenge­biete von OstGhuta außerhalb der Hauptstadt Damaskus. In den vergangene­n Wochen eroberten sie in einer Militäroff­ensive fast das gesamte Gebiet von Rebellengr­uppen zurück. Die Kontrolle über die letzte Hochburg Duma wollte die Regierung erlangen, indem sie den Kämpfern der radikalisl­amischen Dschaisch al-Islam und deren Familien freies Geleit nach Nordsyrien anbot.

Gestern berichtete die amtliche Nachrichte­nagentur Sana, die Rebellengr­uppe Dschaisch al-Islam habe sich bereit erklärt, Duma zu verlassen und Gefangene freizulass­en. Zahlreiche Busse seien bereits auf dem Weg in die Stadt, um die Freigelass­enen abzuholen und Kämpfer der Rebellen in Opposition­sgebiete in Nordsyrien zu bringen.

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Ein Junge hält sich in Duma ein Beatmungsg­erät an den Mund. Das Foto stammt von den Ersthelfer­n der Opposition, den sogenannte­n Weißhelmen.

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