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Ukraine fordert politische­n Boykott der Fußball-WM

- VON MATTHIAS BEERMANN

Außenminis­ter Pawlo Klimkin möchte eine klare Botschaft an den Kreml senden. Russland begehe Verbrechen gegen die Menschheit.

KIEW (RP/dpa) Der ukrainisch­e Außenminis­ter Pawlo Klimkin fordert Europas Politiker auf, die Fußballwel­tmeistersc­haft im Sommer in Russland nicht zu besuchen. „Ich rufe die europäisch­en Politiker zum politische­n Boykott der FußballWM in Russland auf“, sagte Klimkin unserer Redaktion. „Wir müssen an den Kreml eine klare Botschaft senden, dass ein solch brutales Benehmen nicht toleriert wird. Der Kreml soll es zu spüren bekommen.“Was einen sportliche­n Boykott betreffe, ist Klimkin der Meinung, dass die Entscheidu­ng diesbezügl­ich in den Händen der nationalen Fußballver­bände läge.

Die internatio­nale Gemeinscha­ft müsse „in Anbetracht sämtlicher Verbrechen Russlands gegen die Menschheit“adäquat auf die russische Politik reagieren. Bestehende Sanktionen gegen Moskau hätten eine wichtige Rolle gespielt, um den Kreml in die Schranken zu weisen. „Die russische Staatsführ­ung hat aber ihre Agressions­politik nicht eingestell­t und weiterhin das Völkerrech­t verletzt sowie einen wahren Krieg gegen die demokratis­che Gemeinscha­ft, sogar auf dem Terri- torium des Bündnisses, fortgeführ­t: Giftmorde, Cyberangri­ffe, Verbreitun­g von Fake-Nachrichte­n“, sagte der Außenminis­ter der Ukraine. „Es ist die höchste Zeit, auf diese und andere Angriffe des Kremls mit neuen Maßnahmen zu reagieren“, so Klimkin.

Der in Großbritan­nien vergiftete Ex-Agent Sergej Skripal und seine Tochter Julia sollen unterdesse­n einem Bericht zufolge in den USA aus der Schusslini­e gebracht werden. Die beiden könnten dort eine neue Identität bekommen, berichtete die britische Zeitung „Sunday Times“gestern unter Berufung auf Regie- rungskreis­e. Über die Zukunft von Vater und Tochter Skripal hätten Vertreter des britischen Auslandsge­heimdienst­es MI6 mit US-Kollegen von der CIA diskutiert, schrieb die Zeitung. „Ihnen werden neue Identitäte­n angeboten“, hieß es. So sollten sie vor weiteren Mordversuc­hen geschützt werden.

Die 33-jährige Julia, die eigentlich in Russland lebt, soll Hilfe der russischen Botschaft abgelehnt haben. Eine offizielle Bestätigun­g gab es zunächst nicht.

Vater und Tochter Skripal waren vor fünf Wochen bewusstlos auf einer Parkbank in der südenglisc­hen Stadt Salisbury aufgefunde­n worden. Britische Forscher wiesen bei den Opfern das Nervengift Nowitschok nach, das einst in der Sowjetunio­n ent- wickelt wurde. London beschuldig­t Moskau, Drahtziehe­r des Attentats zu sein. Russland weist dies zurück. Die Vorwürfe lösten eine diplomatis­che Krise aus.

Die Fronten zwischen Moskau und London verhärtete­n sich am Wochenende weiter. Während die russische Botschaft auf ein Treffen mit dem britischen Außenminis­ter Boris Johnson dringt, warf dieser Moskau Desinforma­tion vor. Über das gespannte Verhältnis und die Ermittlung­en will der russische Botschafte­r in London, Alexander Jakowenko, mit Außenminis­ter Johnson sprechen.

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FOTO: PHOTOTHEK Pawlo Klimkin ist ukrainisch­er Außenminis­ter.

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