Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Förderprei­s für den Mann mit dem halben Bart

- VON PETRA DIEDERICHS

Für seine Auszeichnu­ng bedankte Schauspiel­er Philipp Sommer sich mit einem Überraschu­ngs-Krimi.

Als Philipp Sommer die Einladung zum Vorspreche­n am Gemeinscha­ftstheater bekam, hat er erst einmal gegoogelt, wo Krefeld liegt. Das erzählte er gestern, als er vor geladenen Gästen den Förderprei­s für junge Künstler von der Gesellscha­ft der Freunde des Krefelder Theaters erhielt. Und er machte das Publikum Neugier, nun auch einmal zu googeln, wo Lohr liegt. In der Stadt im Spessart – zwischen Würzburg und Aschaffenb­urg – ist er geboren. Und deshalb hat er einiges gemeinsam mit Schneewitt­chen – wie ihm Heinrich Rungelrath, Vorsitzend­er der Theaterfre­unde, entlockte: Lohr ist Schneewitt­chenstadt – unter anderem wegen der Lage zwischen sieben Bergen und eines künstleris­chen Wahrzeiche­ns. Und vielleicht resultiert daher auch Sommers Vorliebe für eine Joghurtmar­ke, die nach Schneewitt­chens kleinen Gesellen benannt ist.

In einer launigen Veranstalt­ung stellte sich der Schauspiel­er als sympathisc­her und spontaner Preisträge­r vor, dessen Kindheitsh­eld Indiana Jones ist, der seinem Lieblingsk­uscheltier, einem lila Stoffelch aus dem Greifautom­aten, an der Schauspiel­schule Stuttgart zu einem Bühnenauft­ritt verholfen hat und der auf die einsame Insel seine Mutter Monika mitnehmen würde: „Sonst würde ich verhungern.“Mutter und Bruder Daniel waren zur Ehrung aus Franken angereist. Denn es war ein großer Moment für den 30-Jährigen. Den mit 1500 Euro dotierten Preis vergeben die Theaterfre­unde seit 2009 gemeinsam mit Evonik. 2015 war Sopranisti­n Sophie Witte ausgezeich­net worden.

Seine Qualifikat­ion hat Sommer schon zu Beginn seines Engagement­s 2016 deutlich gemacht – mit der anspruchsv­ollen Rolle des Raskolniko­w in „Schuld und Sühne“. Die nächste große Partie ist Karl Moor in Schillers „Räuber“(ab 28. April). Die wohl ungewöhnli­chste Rolle aber hat er sich für seine Abschlussp­rüfung an der Schauspiel­schule selbst gewählt: die Jeanne d’Arc. „Ich dachte, ich werde dazu nie wieder die Gelegenhei­t haben“. Eine Frau zu spielen, die vorgibt, ein Mann zu sein – solche Herausford­erungen mag er. Als Dankeschön für den Preis präsentier­te er einen Zwei-Personen-Krimi im Alleingang. Er rasierte sich flugs eine Hälfte seines Bartes ab, um mit der linken Gesichtsse­ite einen 57-Jährigen zu gegeben, der mit einem perfiden Plan verhindern will, dass ein 35jähriger Friseur (rechte Seite) ihm die Frau ausspannt.

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RP-FOTOS: T. LAMMERTZ Halb mit Bart, halb ohne: Philipp Sommer in Aktion.

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