Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Die Himmelsguckerin
Die Bewohnerin einer Dachgeschosswohnung mit Fernblick in Oberkassel fotografiert fast jeden Abend den Horizont.
Einmal im Leben wollte sie hoch hinaus. Oben wohnen, nichts sollte den Blick in den Himmel stören. Früher hat Laura Dathe mal in einem Innenhof in Niederkassel gelebt, das ging nicht lange gut, zu wenig Auslauf für die Augen. Dann zog sie vor 16 Jahren in diese Dachwohnung: Altbau, Oberkassel, vierter Stock. Mit schweren Einkaufstaschen sind es gefühlt zwei Stockwerke mehr. Egal, was zählt, ist der Blick, denn Laura Dathe ist eine leidenschaftliche Himmelsguckerin. Was nicht ohne Folgen blieb.
„Früher habe ich meistens nur zum Himmel geschaut um zu überprüfen, ob der Wetterbericht stimmt“, erinnert sie sich an die Zeit in ihrer Parterre-Wohnung. Damals staunte sie allenfalls mal über einen Regenbogen oder einen Sonnenuntergang, ansonsten „war der Himmel selbstverständlich da, ich habe nicht wirklich bewusst hingeschaut.“Dann aber fand sie die Wohnung über den Dächern von Oberkassel – und war überwältigt. Sie erlebte „den Himmel mit nie erlebter Eindringlichkeit“. Seitdem richtet sich schon ihr erster Blick am Morgen aufwärts – dazu muss sie nicht mal aufstehen.
Ihre Wohnung an einer Seitenstraße der Luegallee misst 75 Quadratmeter: ein großer Raum mit offener Küche, ein kleinerer Raum, ein Bad. Und eine Dachterrasse. Ihre Nachbarn haben den gleichen Grundriss, sie nutzen den großen Raum als Wohnzimmer mit Essplatz und schlafen im kleineren Zimmer mit den schrägen Fenstern. In den Himmel gucken kann man dort vom Bett aus nicht, jedenfalls nicht so richtig.
Also entschied sich Laura Dathe zu einer radikalen Alternative: Das kleine Zimmer nutzt sie als Ankleide, mit einem alten Schminktisch, damit der Raum nicht allzu nüchtern wirkt. Das 08/15-Bad hat sie verschwenderisch mit künstlichen Rosen und Weinranken in eine blühende Oase verwandelt. Neben der Küche muss ein kleiner Esstisch mit zwei Stühlen reichen. Hinter japanischen Schiebetüren verschwindet alles, was den Blick ablenkt (auch ein alter Heizkörper). Den zentralen Platz im großen, lichtdurchfluteten Zimmer aber beansprucht ein breites Bett, direkt gegenüber einer Glasfront zur Terrasse. Dort wuchern Bambus-Riesen, blühen im Sommer Calla, Hortensien, Rosen. Eichhörnchen sind regelmäßige Gäste, Kletterkünstler, die eine senkrechte Feuerleiter emporsausen. An Sommerabenden sitzt Laura Dathe gern mit einem Glas Weiß-