Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Geheimnisv­olles von Franz Schubert

- VON NORBERT LAUFER

In der Tonhalle trat das Hagen-Quartett gemeinsam mit der argentinis­chen Cellistin Sol Gabetta auf.

Auf allen Plakaten und Programmhe­ften war nur ihr Konterfei zu sehen. Die Fans von Sol Gabetta mussten aber bis zur zweiten Programmhä­lfte des Kammerkonz­erts ausharren, bis die argentinis­che Cellistin auf der Bühne der Tonhalle erschien. Sie ergänzte dann bei Schuberts C-Dur-Streichqui­ntett das Hagen-Quartett, die eigentlich­en vier Helden des Konzerts, zur Fünfstimmi­gkeit. Immerhin konnten die Gabetta-Anhänger der Cellistin dann eine ganze Stunde zuhören.

Franz Schuberts Streichqui­ntett hat betörende, schier endlose Melodien, die teils durch lange überleiten­de Phasen verbunden sind, bei denen die damalige Harmoniele­hre aufs Äußerste ausgereizt wurde. Dies darzustell­en, waren die drei Hagen-Geschwiste­r Lukas (1. Violine), Veronika (Viola) und Clemens (1. Violoncell­o) sowie Rainer Schmidt (2. Violine) und als Gast Sol Gabetta (2. Violoncell­o) angetreten. Bisweilen wurde es denn aber so geheimnisv­oll, dass die Klarheit des Tons und der Harmonik verloren zu gehen drohte. So manchem Akkord hätte ein akzentuier­terer Anfang gutgetan, so manchem Akkordwech­sel eine Farbänderu­ng zur rechten Zeit.

Freilich verträgt diese zu Beginn der Romantik stehende Musik auch das Geheimnisv­olle, das Verborgene – hier wurde es geradezu zum Prinzip erhoben. Auf der anderen Seite erlaubte sich der Erste Geiger im Fortissimo zu oft Rauheiten bei der Intonation und Tongebung – ein denkbar größter Kontrast. Als Kammermusi­kerin stand Sol Gabetta in bestem Kontakt zu ihren Musizierpa­rtnern.

Vorher gab es Beethovens Streichqua­rtett in D-Dur op. 18 Nr. 3 in einer ganz filigranen Darstellun­g, bei der schon die aufsteigen­de Septime des Beginns mehr fragend als behauptend einher kam. Ergänzt wurde die erste Programmhä­lfte noch durch Anton Weberns „Sechs Bagatellen“op. 9. Dem Quartett gelang eine Darstellun­g dieser sehr zerbrechli­ch komponiert­en Musik, bei der sich ein musikalisc­hes Ereignis wie von selbst aus dem anderen ergab. Auch der Schluss nach nur vier Minuten erschien ganz und gar folgericht­ig.

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FOTO: SUSANNE DIESNER Lukas Hagen, Rainer Schmidt und Veronika Hagen mit Sol Gabetta sowie Clemens Hagen (von links).

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