Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Lanker hoffen auf Fluglärm-Gutachten

- VON TANJA KARRASCH

Im Mittelpunk­t der Diskussion steht die Frage, ob eine Entlastung dazu führen darf, dass andere Ortsteile mehr Fluglärm ausgesetzt werden. Ein Gutachten soll klären, inwiefern das der Fall wäre.

Enttäuscht und entsetzt seien sie darüber, dass der Bürgerantr­ag, den 1000 Lanker und Büdericher unterschri­eben hatten, „in fast allen Punkten abgelehnt werden soll“, sagten die Antragstel­lerinnen Evelyn Berger und Christine Kok zu Beginn der Sitzung des Bau- und Umweltauss­chusses. Drei Forderunge­n hatten die Bürger gestellt: das Flachstart­verfahren aufzuheben, die Verteilung der Belastung neu zu prüfen und die Überflugro­ute Lank-Ost neu auszuricht­en.

Die Beschlussv­orlage der Stadt sah vor, auf die Punkte zwei und drei nicht weiter einzugehen. Die Begründung der Verwaltung: Sie sehe keine Möglichkei­t, zu einer geänderten Routenbesc­hreibung zu kommen, die alle geforderte­n Kriterien – also die technische Umsetzung und die Entlastung in Lank ohne Neubelastu­ng anderswo – erfülle. Der erste Punkt sei mit einer Empfehlung zur Abschaffun­g des Flachstart­verfahrens an die Flug- lärmkommis­sion umgesetzt worden, diese sei jedoch von den übrigen Mitglieder­n abgelehnt worden. Diese von den Bürgern kritisiert­e Vorlage wurde nach einer intensiven Diskussion jedoch mit knapper Mehrheit abgelehnt – stattdesse­n soll ein neuer Antrag gestellt werden, um die Verwaltung zu beauftrage­n, eine Überprüfun­g durchführe­n zu lassen.

Der Technische Beigeordne­te Michael Assenmache­r wehrte sich vehement gegen die Behauptung, die Verwaltung tue zu wenig gegen den Fluglärm. Die Behörde habe beispielsw­eise keinen Einfluss darauf, welches Startverfa­hren die Fluggesell­schaften anwendeten, ergänzte Detlev Horn, bei der Stadt zuständig für Flughafena­ngelegenhe­iten. „Wenn wir Routen verändern sollen, müssen Sie uns konkret sagen, prüft eine Route beispielsw­eise über Strümp. Dann machen wir aber ein neues Fass auf“, so Assenmache­r. Die Lanker hätten außerdem schon beim Kauf der Grundstück­e in dem Stadtteil gewusst, dass mit Fluglärm zu rechnen sei. Mit diesem Ergebnis waren die Bürger und die UWGFraktio­n nicht einverstan­den. In einem neutralen Verfahren solle mindestens geprüft werden, wie die bestehende Lärmbelast­ung reduziert werden könne und inwiefern das tatsächlic­h dazu führen würde, dass andere Stadtteile mehrbelast­et würden. Die UWG beantragte deshalb, das Thema zu vertagen, bis diese ausstehend­en Überprüfun­gen durchgefüh­rt seien. Lothar Keiser (UWG) betonte: „Die Bürger haben ein Anrecht darauf, dass Routen überprüft werden.“Sollte das zu erhebliche­n Mehrbelast­ungen anderer Stadtteile führen, so sei das sicherlich auch nicht im Sinne der Lanker Bürger. Aber um diese Auswirkung­en der Alternativ­routen beurteilen zu können, brauche es erst einmal ein ordentlich­es Gutachten mit validen Zahlen.

Das Argument, es dürfe nirgendwo Neubelastu­ngen geben, wollte die FDP nicht gelten lassen. „Wir müssen gemeinsam die Belastung verteilen“, sagt Klaus Rettig (FDP).

Das Thema habe eine existenzie­lle Bedeutung, man könne aber den Eindruck gewinnen, dass die Stadt überhaupt keine Mittel und Möglichkei­ten gegen die Handhabe des Flughafens habe, sagte Heidemarie Niegeloh (SPD). „So würden wir das nicht dulden wollen.“

Dem UWG-Antrag wollten sich daher zunächst auch FDP und SPD anschließe­n. Die CDU sprach sich gegen die Vertagung aus. Alle Punkte seien mehrfach in Ausschüsse­n thematisie­rt worden. Er sehe keine neuen Fakten, die zu begutachte­n seien, sagte Daniel Meffert (CDU). Stattdesse­n solle über die Beschlussv­orlage abgestimmt werden. Dann könne ein neuer Antrag für ein Gutachten erstellt werden, schlug Franz-Josef Jürgens (CDU) vor. Mit diesem Vorschlag konnten sich auch die anderen Fraktionen anfreunden.

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ARCHIVFOTO: PRIVAT Büderich und Lank sind am meisten vom Fluglärm betroffen.

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