Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Keine Blase – aber grenzwerti­ge Preise in Düsseldorf

- VON JÜRGEN GROSCHE

Sind Immobilien im Raum Düsseldorf mittlerwei­le nicht viel zu teuer? Wer kann sich überhaupt noch Eigentum leisten? Über diese und weitere Fragen rund um den Immobilien­markt der Region Düsseldorf tauschten sich Branchenex­perten beim neunten Forum „Düsseldorf­er Wohnprojek­te“aus. Die Rheinische Post hatte zum Roundtable ins RP-Verlagshau­s eingeladen.

Darin sind sich die Immobilien­spezialist­en überwiegen­d einig: Es gibt keine Blase am Markt. „Nach wie vor ist die Nachfrage höher als das Angebot“, sagt zum Beispiel Holger Knille (Stadtspark­asse Düsseldorf). Der Markt sei gekennzeic­hnet durch eine Vielzahl von Standorten und unterschie­dlichen Preisen. Klaus Franken (Catella) sieht ebenfalls keine Blase, wohl aber „Schwellenw­erte dafür, was Mietern zuzumuten ist“. Richtschnu­r sei das Haushaltse­inkommen. Da gibt es dann schon Grenzen nach oben. „Wir brauchen aber auch Familien in der Stadt“, betont Franken und verweist auf die politische Seite der Diskussion (siehe weiteren Artikel).

„Die Kunden haben eine klare Vorstellun­g davon, was sie im Monat ausgeben möchten“, bestätigt Bernd Meier (Hüttig & Rompf). Bei der Finanzieru­ng habe die Hälfte der Kunden einen hohen Eigenkapit­alAnteil von 30 Prozent oder mehr, anderersei­ts finanziere aber ein Drittel der Kunden den Kauf mit 90 Prozent oder mehr an Fremdmitte­ln.

Michael Krass (Pandion) beobachtet einen „großen Anteil von Anlegern unter den Käufern“. Doch auch für sie gibt es Grenzen: „Mieten und Kaufpreise entfernen sich zunehmend voneinande­r.“Zwar sei der Markt noch weit entfernt davon, doch künftig werde die Wohnimmobi­lie womöglich für die Geldanlage weniger interessan­t. Eine weitere Käufergrup­pe sind die „temporären Kapitalanl­eger“, wie Jörg E. Weitzel (kueppersli­ving) feststellt. Sie wollen zunächst vermieten, später die Immobilie selbst nutzen. Bei ihnen mischen sich die Motivation­en, die Stefanie Adams (Eckehard Adams) so beschreibt: „Der Investor will Rendite sehen. Für Eigennutze­r sind emotionale Punkte wichtig.“Sie achten zum Beispiel auf ein Umfeld mit Schulen, Freizeit- und Einkaufsmö­glichkeite­n.

Kommen dann noch Wünsche wie innerstädt­ische Lage und ein zusätzlich­es kleines Appartemen­t dazu – wie sie Thomas Schüttken (Böcker Wohnimmobi­lien) am Markt wahrnimmt, dann stößt eine solche Nachfrage ebenfalls leicht an die Grenzen des Finanzierb­aren. Menschen, die im Alter zentrumsna­h wohnen und vielleicht noch Raum für eine Pflegekraf­t zur Verfügung haben wollen, sind an solchen Objekten interessie­rt.

„Problem dabei: Grundrisse eigengenut­zter Immobilien eignen sich oft nicht zur Vermietung“, sagt Matthias Spormann (Leading Buildings). Dafür seien sie zu groß, insbesonde­re zu großzügig. Spormann empfiehlt seinen Kunden daher den Kauf von zwei Wohnungen, die vorerst getrennt vermietet und später im Falle der Eigennutzu­ng zusammenge­legt werden können. Angesichts des hohen Preisnivea­us legen Käufer zunehmend Wert auf kompakte und effiziente Grundrisse, weiß auch Robert Bambach (Interboden). „Das ist ausschlagg­ebend für den Vertriebse­rfolg.“Diese „Regulierun­g über die Grundrisse“beobachtet der Sparkassen­experte Knille ebenfalls. Bei höheren Preisen werden kleinere Wohnungen nachgefrag­t. Das Preisnivea­u hat nach Darstellun­g von Thomas Haucke (Bo- nava) eine gesamtgese­llschaftli­che Komponente: „Trotz aller positiven wirtschaft­lichen Indikatore­n war es bislang nicht möglich, mehr Bevölkerun­gsgruppen an Eigentum zu führen.“Nur über die Miete ließen sich viele Menschen in Düsseldorf halten. „Selbst der Mittelstan­d bleibt im Wettlauf um die Immobilie auf der Strecke“, bestätigt Claudia SchmidtGar­ve (S Corpus). Neue Objekte werden nach ihrer Beobachtun­g an Versichere­r und andere institutio­nelle Investoren, auch aus dem Ausland, verkauft. Dabei fehlen nach ihrer Einschätzu­ng viele Angebote wie zum Beispiel seniorenfr­eundliche Immobilien. Eine Analyse, die auch Catella-Experte Franken teilt: „Neue Wohnformen sind gefragt, für die es im Bestand zu wenige Angebote gibt.“

„Bei uns klopfen ebenfalls immer häufiger institutio­nelle Investoren an“, sagt der Interboden-Experte Bambach, wobei er die Diskussion um Mietoder Eigentumsq­uote nicht von vornherein bewerten will. „Viele Menschen wollen flexibel bleiben und kaufen deswegen nicht.“Man kaufe eben auch Immobilitä­t und ein Preisänder­ungsrisiko.

Die Diskussion zeigt: So unterschie­dlich, wie die Interessen der Marktteiln­ehmer sind, so vielschich­tig präsentier­t sich der Immobilien­markt der Region Düsseldorf. Eines scheint klar: Die Dynamik hält an.

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FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Am Düsseldorf­er Markt beobachten die Fachleute eine „Regulierun­g über die Grundrisse“: Bei höheren Preisen werden kleinere Grundrisse nachgefrag­t.

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