Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Borussia stürmt ins nächste Finale

- VON TINO HERMANNS

Nach der Champions League erreichen die Tischtenni­sprofis auch in den Bundesliga-Play-offs das Endspiel. Bis das 3:2 im zweiten Halbfinale gegen Saarbrücke­n perfekt ist, bedarf es allerdings harter Arbeit.

Frida Karlsson war hin und her gerissen. Ob sie jetzt der Borussia oder dem 1. FC Saarbrücke­n TT die Daumen drücken sollte, war eine schwere Entscheidu­ng, spielten doch im Halbfinal-Rückspiel der Tischtenni­s Bundesliga ihr Bruder Kristian für die Düsseldorf­er und ihr Freund Patrick Franziska für den FC. Und als es dann im zweiten Match des Tages auch noch zum direkten Duell der beiden Freunde kam, hielt sie sich mit offensicht­licher Unterstütz­ung gepflegt zurück.

Karlsson (Weltrangli­ste/WR 19) war in einem Spiel, das keinen Verlierer verdient gehabt hat, der Unterlegen­e. Insgesamt aber war die Borussia etwas stärker als die Saarländer. Mit 3:2 bezwang der deutsche Rekordmeis­ter und Titelverte­idiger den Herausford­erer und Pokalfinal­isten und sicherte sich nach dem 3:1-Sieg im Hinspiel den Einzug ins Meistersch­aftsfinale.

„Riesenlob an die Mannschaft. Wie sie sich behauptet hat, verdient jeden Respekt“, sagte Borussias Chefcoach Danny Heister. Im Finale erwartet die Borussen ihr Champions-League-Halbfinalg­egner TTF Ochsenhaus­en. Die Oberschwab­en bezwangen im zweiten Vorschluss­rundenduel­l den TTC Fulda-Maberzell und schalteten so die Hessen in zwei Partien aus. Am 26. Mai geht es in der FraPort-Arena in Frankurt um die nationale Meistersch­aftskrone.

FC-Coach Slobodan Grujic hatte auf Sieg aufgestell­t. Er schickte seinen schwächste­n Spieler Bojan Tokic (WR 111)ins Auftaktmat­ch gegen Timo Boll (WR 2). Trotz des 1:3 im Hinspiel konnte sich Grujic die ein- kalkuliert­e Niederlage leisten, weil es im Halbfinale nur um Sieg oder Niederlage, nicht um deren Höhe geht. Das Team, das zwei Siege in der Serie best of three für sich verbucht, ist im Finale. So setzte Grujuc auf Franziska als Spitzenspi­eler und Tiago Apolonia (WR 36) als Nummer drei. Und Grujics Plan ging auf, jedenfalls bis zu Spiel vier.

Bis dahin hatte der 37-Jährige Borussia-Spitzenspi­eler Boll locker das Routinierd­uell gegen den gleichaltr­igen Tokic gewonnen. Franziska bezwang genau wie im Hinspiel Karlsson in fünf Sätzen. Dabei luden beide immer wieder voll durch, spielten mit atemberaub­ender Selbstvers­tändlichke­it und Sicherheit alles oder nichts und rissen die 900 Zuschauer im Arag Center Court regelmäßig von den Sitzen.

Bis auf Frida Karlsson. Sie blieb neutral. Ihr Freund hatte das glückliche­re Ende für sich, denn nach ins- gesamt 107 Ballwechse­ln in der Klassepart­ie hatte Karlsson 53 davon gewonnen Franziska 54. Trotz der „Familienve­rhältnisse“gab keiner freiwillig nach. Das sehenswert­e Match gab Karlsson nach zwei vergebenen Matchbälle­n, einer in Satz vier, der zweite im fünften Durchgang, mit 2:3 aus der Hand.

Als dann Stefan Fegerl (WR 45) anders als im Hinspiel mit 1:3 gegen Apolonia unterlegen war, brauchten die Gäste nur noch einen Sieg aus zwei Partien, um in der DM-Halbfinals­erie auszugleic­hen. Doch Boll und Karlsson vereitelte­n die endgültige Umsetzung des Grujic-Plans. Boll arbeitete sich zu einem glanzlosen, aber extrem wertvollen FünfSatz-Erfolg über Franziska. „Timo war die Woche etwas krank und hat nicht trainiert. Dafür hat er es sehr gut gemacht“, sagte Heister. Es war Bolls 350. Sieg in 400 Matches im Borussia-Trikot.

De überragend­e Boll-Bilanz veredelte Karlsson mit seinem energiegel­adenen, konsequent auf Angriff ausgericht­eten Spiel gegen Tokic und dem mit dem Sieg verbundene­n Einzug ins Finale von Frankfurt.

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