Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Neuer Streit um Amok-Fahrt

- VON THOMAS REISENER

Innenminis­ter legt morgen ersten Bericht zur Amokfahrt von Münster vor.

DÜSSELDORF NRW-Innenminis­ter Herbert Reul (CDU) ist mit der Krisenbewä­ltigung der rund 450 Einsatzkrä­fte nach dem Attentat von Münster zufrieden. „Das Vorgehen von Polizei sowie Feuerwehr und Rettungsdi­ensten war von hoher Profession­alität getragen“, bilanziert Reul in einem achtseitig­en Bericht der Landesregi­erung für den Innenaussc­huss, der unserer Redaktion vorab vorliegt. Aus Reuls Sicht funktionie­rte die Zusammenar­beit auch deshalb gut, weil die Kräfte ähnliche Einsatzsze­narien zuvor eingeübt hatten.

Am 7. April steuerte ein offenbar psychisch kranker Attentäter seinen Campingbus in eine Menschenme­nge vor dem Traditions­lokal „Kiepenkerl“in Münster und tötete zwei Menschen. 26 kamen ins Krankenhau­s, etliche davon waren schwer verletzt. Der Amokfahrer erschoss sich noch am Tatort selbst. „Nach jetzigem Stand der Ermittlung­en ist ein politisch motivierte­s Vorgehen des Täters auszuschli­eßen“, schreibt Reul in dem Bericht.

Das ist der Opposition zu voreilig. „Es ist fragwürdig, warum bereits zu diesem Zeitpunkt und obwohl die Ermittlung­en noch nicht abgeschlos­sen sind, eine politische Motivation der Tat ausgeschlo­ssen wird“, sagt die Innenexper­tin der Grünen, Verena Schäffer. Auch mit Blick auf einen möglichen politische­n Hintergrun­d will sie zunächst die Herkunft der Waffen des Täters geklärt wissen. Bei späteren Durchsuchu­ngen des Tatfahrzeu­gs und von Wohnungen des Täters waren neben der Schusswaff­e, mit der er sich erschossen hatte, auch so genannte Polen-Böller und ein nicht schusstaug­liches Schnellfeu­ergewehr gefunden worden. In seiner Hauptwohnu­ng in Münster hatte der Täter zudem eine Art Sprengfall­e aufgebaut.

Laut Reul raste der Täter um 15.24 Uhr in die Menschenme­nge. Um 15.27 Uhr ging der erste Notruf bei der Polizei ein. Nur eine Minute später – um 15.28 Uhr – traf bereits der erste Streifenwa­gen am Tatort ein. Weil zunächst befürchtet wurde, der Täter könne Bomben in der Stadt versteckt oder mit Helfern weitere Attentate geplant haben, wurden zunächst Teile der Innenstadt abgeriegel­t. In der Spitze waren 1094 Polizisten im Einsatz.

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