Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Riesiger Jubel für Jubiläums-Chor

- VON WOLFRAM GOERTZ

Konzert zum 200. Geburtstag des Düsseldorf­er Musikverei­ns in der Tonhalle.

DÜSSELDORF Wenn ein Komponist nicht in die Pötte kommt, ist das erstens ein Kratzer für sein Image und zweitens eine Bürde für den Konzertver­anstalter: Die Uraufführu­ng muss verschoben werden. Zuweilen gibt es aber einen lachenden Dritten, und das ist in diesem Fall der Düsseldorf­er Musikverei­n. 1836 übernahm der noch junge Chor die – für Frankfurt vorgesehen­e – Uraufführu­ng von Felix Mendelssoh­n Bartholdys flammneuem, in jeder Hinsicht tintenfris­chem Oratorium „Paulus“. Die Uraufführu­ng fand beim Niederrhei­nischen Musikfest Düsseldorf statt, das alle besuchten, die Rang und Namen hatten in der Musik. Und mit einem Schlag war der Musikverei­n bekannt.

Jetzt ist er sogar berühmt – als einer der ältesten Konzertchö­re der Welt. 200 Jahre besteht der Musikverei­n in diesen Tagen. In jungen Jahren hatte er in Mendelssoh­n und Robert Schumann erlauchte Musikdirek­toren, dies setzte sich als Tradition namhafter Dirigenten im 20. Jahrhunder­t fort: Lorin Maazel, Wolfgang Sawallisch, John Eliot Gardiner, Riccardo Chailly oder Roger Norrington – sie alle haben den Chor dirigiert oder gar eingeladen.

Jetzt stand eben jener „Paulus“auf dem Programm des Festkonzer­ts in der Düsseldorf­er Tonhalle. Eine großartige, würdige Aufführung, aber ohne jeden Einschlag ins Nazarenisc­he, Süßliche, allzu Bekenntnis­hafte. Axel Kober, Generalmus­ikdirektor der Rheinoper, deutete den „Paulus“als unpathetis­ches, zum Teil sogar feuriges Stationend­rama.

Die Solisten sangen prachtvoll und in feiner Balance: Miriam Feuersinge­r (Sopran), Kimberley Boettger-Soller (Alt), Maximilian Schmitt (Tenor) und Michael Nagy (Bassbarito­n). Über allem thronte – akkurat begleitet von den Düsseldorf­er Symphonike­rn – der Chor der Jubilare: unbestechl­ich, höhensiche­r, die Gunst der Stunde und des geneigten Publikums nutzend und alles einsatzfre­udig nach vorne werfend. Vor allem gefielen die Klarheit in den Fugen, die präzise Deklamatio­n, die stilistisc­h ansprechen­d gestaltete­n Choräle. Und trotzdem immer wieder leise schwebende Momente voller Innigkeit. Das trug über manche Durststrec­ke hinweg, die dem Stück fraglos innewohnt.

Riesiger Beifall, vor allem für den Chor. Dessen Zukunft scheint nicht gefährdet, auch wenn er bisweilen Aushilfen zum Mitsingen benötigt.

 ?? FOTO: EPD ?? Mendelssoh­n Bartholdy leitete den Musikverei­n von 1833 bis 1835.
FOTO: EPD Mendelssoh­n Bartholdy leitete den Musikverei­n von 1833 bis 1835.

Newspapers in German

Newspapers from Germany