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Currentzis – der tänzelnde Dirigent

- VON GERT HOLTMEYER

Gerade mal 46 Jahre ist Teodor Currentzis alt und kann schon eine steile Karriere vorweisen. Der 1972 in Athen Geborene gehört zu den am meisten begehrten Dirigenten der Gegenwart. In Nowosibirs­k gründete er das Orchester „music Aeterna“, mit dem er jetzt in der fast ausverkauf­ten Tonhalle zu Gast war. Seit 2011 ist er Erster Ständiger Gastdirige­nt des Sinfonieor­chesters BadenBaden und Freiburg und wird im Herbst dessen Chefdirige­nt.

Ihm eilt, vorsichtig formuliert, der Ruf eines unkonventi­onellen Dirigenten voraus. Zweifellos versteht sich Currentzis auf Show. Sein Dirigierst­il bezieht Tänzeln genauso mit ein wie Elemente von Pantomime. Die Frage ist natürlich: Zieht er die Show um ihrer selbst willen ab oder kommt sie der Musik zugute? Letzteres trifft zu. Spätestens wenn man bewusst nicht hinsah, sondern nur hinhörte, war spürbar, wie viel Energie in diesem Dirigenten steckt.

Mozarts G-Dur-Klavierkon­zert Nr. 17 wurde nicht nur vom Solisten Alexander Melnikov ganz ausgezeich­net gespielt. Melnikov erfasste sehr genau die weite Skala heiterer und dunkler Partien in diesem Werk. Er spielte auf einem Hammerflüg­el historisch­er Bauart. Der passte hervorrage­nd zu seinem differenzi­erten Spiel, das mit der Konzeption Currentzis’ glänzend harmoniert­e. IN der Ouvertüre zu Mo- zarts Oper „Le nozze di Figaro“bestätigte Currentzis seine Vorliebe für schnelle Tempi. Aber: Die Schnelligk­eit, die das Werk durchaus verträgt, ging weder auf Kosten der Genauigkei­t noch der Feinarbeit. Für Details blieb Platz. Das gilt auch für Beethovens siebte Sinfonie, die voller vibrierend­er Spannung steckte. Auch der langsame Satz verkam nicht zum tranigen Schleppen, sondern wurde elastisch federnd, zugleich sensibel musiziert. Begeistert­er Beifall, Bravorufe.

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FOTO: SWR Dirigent Teodor Currentzis. Im Herbst wird er Chef beim SWR-Orchester.

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