Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Tilo Bunnies und die Freude am Jazz

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Wenn zu Besuch aus den USA alte Freunde kommen, mit denen man seit 20 Jahren über den Nordatlant­ik hinweg Jazzmusik macht, ist das eine feine Sache. Umso schöner, wenn es dabei auch noch ein interessie­rtes Publikum gibt. Das dürfte dem Tilo Bunnies Trio und seiner Sängerin sicher sein. Im Pianohaus Steinway & Sons an der Immermanns­traße kommt es Mittwoch um 19.30 Uhr zu einer „transatlan­tischen Union“. Dem Düsseldorf­er Jazzpianis­ten Tilo Bunnies und dem Wuppertale­r Schlagzeug­er Tim Heinz (im Hauptberuf Orthopäde) schließen sich der Bassist Bootza Necak und die Sängerin Kristen Miranda aus Kalifornie­n an. „Beide sind langjährig­e Gefährten, sie waren schon öfter in Düsseldorf“, erzählt Tilo Bunnies. „Wir schwimmen auf derselben Wellenläng­e.“Das heißt: Es wird am liebsten munter improvisie­rt. „Man gibt sich ein Thema, das ich arrangiere – und los geht’s“, beschreibt er das Prozedere. „Die Interaktio­n mit den anderen macht mir am meisten Spaß.“Er selbst lebte zwölf Jahre in San Francisco und Umgebung. Eigentlich war er zum Politologi­e-Studium da, das er auch gewissenha­ft abschloss. „Aber danach machte ich sofort Schluss mit der Politik“, sagt er, „der Drang zur Musik war einfach stärker.“Die Entscheidu­ng erwies sich als richtig, immerhin gewann der junge Pianist 1991 den ersten Preis beim „Pacific Coast Jazz Festival“in Berkeley. Schon als Student war er in die Clubszene von Sacramento hineingewa­chsen und hatte so auch seine Freunde Bootza und Kristen kennengele­rnt. Man blieb einander verbunden und fand sich zu Konzerten auf beiden Kontinente­n zusammen, so auch beim „Düsseldorf Festival“. Bei Steinway & Sons stellt das Tilo Bunnies Trio seine CD „Swing Shift“vor. Miranda, deren großes Vorbild Jazz-Legende Ella Fitzgerald ist, präsentier­t Songs ihrer CD „Double Time“, dazu spielen die Musiker neu entstanden­e Stücke. Bunnies Vorliebe gehört Größen wie Oscar Peterson, Cole Porter, Duke Ellington, seine favorisier­te Richtung nennt er „straight ahead“. Hätte aus ihm, der mit acht Jahren Klavierunt­erricht bekam, auch ein klassische­r Pianist werden können? „Bestimmt nicht“, wehrt er ab. „Dazu wäre ich vermutlich nicht disziplini­ert genug gewesen. Aber ich höre klassische Musik genau so viel wie Jazz.“Das glaubt man ihm, die Regalwand in seinem Wohnstudio in Niederkass­el ist gefüllt mit CDs und Platten. Nur am Morgen braucht er Stille. Aus Bunnies wurde ein glückliche­r Berufsmusi­ker, der die Freude am Jazzen an seine Schüler weitergibt. Zumeist Erwachsene mit Grundkennt­nissen, die eine neue Richtung ausprobier­en wollen. Packt ihn noch manchmal die Sehnsucht nach Kalifornie­n? „Es ist ja meine zweite Heimat, ich hatte dort eine prägende Zeit“, sagt er. Noch besser als die Jazzmusik im Westen gefällt ihm die in New York: „Die Szene im Village ist nicht zu übertreffe­n.“Regina Goldlücke

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RP-FOTO: A. BRETZ Jazzpianis­t Tilo Bunnies wohnt in Niederkass­el, wähnt seine zweite Heimat aber in Kalifornie­n. Am Mittwoch gibt er ein Konzert im Steinway-Haus.

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