Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Es geht um die Zukunft der Bundeswehr

- VON HOLGER MÖHLE VON MATTHIAS BEERMANN CDU-ABGEORDNET­E IM EUROPARAT . . ., SEITE A 5 VON ANTJE HÖNING

Ursula von der Leyen rüstet die Truppe – und auch sich selbst. Die Mängellist­e bei der Bundeswehr ist lang, der Investitio­nsstau erheblich, die Armee im Einsatz steht unter Druck. Die Verteidigu­ngsministe­rin hat darauf gerne mit dem Reflex reagiert, sie könne nicht in kurzer Zeit nachholen, was über Jahre abgebaut worden sei. Doch wahr ist auch: Von der Leyen ist im fünften Jahr Inhaberin der Befehls- und Kommandoge­walt. Irgendwann werden die Mängel der Truppe auch ihre eigenen. Will die Verteidigu­ngsministe­rin tatsächlic­h die Erste sein, die sich zwei Legislatur­perioden auf diesem Schleuders­itz hält, muss sie gegensteue­rn.

Von der Leyen rüstet die Bundeswehr mit 18 Großprojek­ten für die Erforderni­sse ihrer Einsätze nach. Das ist überfällig. Es geht dabei auch um die Zukunftsfä­higkeit der Bundeswehr, an der von der Leyen auch im eigenen Interesse nicht vorbeikomm­t. Leider ist es ihr bislang nicht gelungen, dass verfilzte Beschaffun­gsmilieu im Dreieck Rüstungsin­dustrie, Beschaffun­gsamt und Ministeriu­m zu beseitigen. Gleichwohl muss die Marschrout­e sein: Wer Soldaten in einen Einsatz schickt, muss für bestmöglic­hen Schutz und bestmöglic­he Ausrüstung sorgen. Das ist dann ein Staatsauft­rag. BERICHT RECHNUNGSH­OF KRITISIERT BUNDESWEHR, TITELSEITE

Der Europarat hat eine Aufgabe, die in diesen Tagen vielleicht wichtiger ist denn je: die Förderung und Bewahrung von Demokratie, Menschenre­chten und Rechtsstaa­tlichkeit. Dass dem Gremium auch Mitglieder angehören, die – vorsichtig gesagt – auf beiden Feldern Nachholbed­arf haben, ist zwar irritieren­d, aber man kann ja argumentie­ren, dass sich auf Länder wie die Türkei oder Russland so immerhin positiv einwirken lässt. Und natürlich auch auf Aserbaidsc­han. Nur leider hat es mit dem Export europäisch­er Werte dorthin nicht so recht geklappt. Stattdesse­n korrumpier­te der öl- und gasreiche Kaukasus-Staat einige Abgeordnet­e der Parlamenta­rischen Versammlun­g des Europarats.

Nun ist der Europarat, der mit der EU im Übrigen nichts zu tun hat, eine Veranstalt­ung von begrenzter Relevanz. Da legt der Skandal nahe, den Laden doch gleich dicht zu machen. Allerdings sind derzeit Foren des Austauschs mit schwierige­n Nachbarn wie etwa Russland besonders wichtig. Deswegen sollte man nichts überstürze­n. Der Europarat verdient eine Bewährungs­frist – aber für eine radikale Erneuerung. BERICHT

IWerte-Export

Fledermaus-Politik

n den Anfängen ihrer Bewegung setzten sich Umweltschü­tzer auf die Straße. Inzwischen haben sie das Verwaltung­srecht entdeckt und machen damit auch RWE das Leben schwer. Man kann es lächerlich finden, dass eine Fledermaus mit darüber entscheide­t, ob der Hambacher Forst abgeholzt werden darf oder nicht. Das müssen Konzerne und Politik aushalten. Auf der Ebene muss der Konflikt ausgetrage­n werden, und das tut das neue RWE-Gutachten auch. Gewalt und Vandalismu­s, mit denen ein Teil der Klimaschüt­zer vorgeht, sind dagegen illegal und dürfen nicht geduldet werden. RWE hat Genehmigun­gen für den Tagebau Hambach, den noch RotGrün mit seiner Leitentsch­eidung bestätigt hat.

Eine andere Frage ist, was politisch vernünftig ist. Schon bis Jahresende soll die Kohlekommi­ssion das Ausstiegsd­atum aus der Kohle festlegen. Je früher das ist, desto mehr Entschädig­ung wird RWE geltend machen. Das ist das gute Recht des Konzerns. Was die Kommission allerdings nicht beschließe­n darf, sind neue Subvention­en. Wenn Braunkohle nicht mehr wirtschaft­lich ist, dann ist ihr Ende gekommen. BERICHT AB OKTOBER WILL RWE IN HAMBACH . . ., TITELSEITE

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