Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Der streitbare Polizist geht von Bord

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

Arnold Plickert, der NRW-Vorsitzend­e der Gewerkscha­ft der Polizei, geht nach 40 Jahren in Pension. Sein Nachfolger wird heute gewählt.

DÜSSELDORF Arnold Plickert hat sich ein Foto seines Afghanista­nbesuchs an eine Wand seines Düsseldorf­er Büros gehängt. Der scheidende Vorsitzend­e der Gewerkscha­ft der Polizei (GdP) in Nordrhein-Westfalen ist vor einiger Zeit am Hindukusch gewesen, um sich die Ausbildung der dortigen Polizei durch seine deutschen Kollegen anzuschaue­n. Ein beeindruck­endes Erlebnis sei das gewesen, sagt der 61-Jährige. „Es ist schon toll, was dort geleistet wird“, sagt er. „Darum ist mir das Bild auch so wichtig.“

Plickert hat in seiner fast auf den Tag genau 40-jährigen Dienstzeit bei der Polizei viel erlebt; die vergangene­n fünfeinhal­b Jahre hat er sich als Gewerkscha­ftsvorsitz­ender der GdP, der mit 41.000 Mitglieder­n größten Polizeigew­erkschaft in NRW, für die Belange seiner Kollegen eingesetzt. Immer ehrlich. Immer fair. Und vor allem: immer kämpferisc­h. Ein streitbare­r Gewerkscha­fter und Polizist durch und durch.

Er ist Zug- und Hundertsch­aftsführer gewesen, hat die CastorTran­sporte in Gorleben gesichert und zahlreiche Fußballein­sätze geleitet. Dabei ist ihm ein Erlebnis bei der Fußball-Weltmeiste­rschaft 2006 in Deutschlan­d besonders in Erinnerung geblieben. Beim Vorrundens­piel der Deutschen in Dortmund gegen Polen hat er vor dem Anpfiff vor der Kabine der Nationalma­nnschaft gestanden. „Plötzlich kamen die Spieler raus. Mit einer Anspannung im Gesicht. Der Jens Lehmann hat immer einen Ball gegen die Wand geworfen. Der war vielleicht fokussiert. Das hautnah mitzuerleb­en, war selbst für mich sehr aufregend.“Plickert hat es als aktiver Fußballer immerhin in die Oberliga geschafft – als Verteidige­r beim DSC Wanne-Eickel.

Nun hört er auf, weil er bald die Pensionsgr­enze von 62 Jahren erreichen wird. Innerhalb der Polizei hätten es viele begrüßt, wenn er noch ein paar Jahre drangehäng­t hätte. Wer der Nachfolger des gebürtigen Wanne-Eickelers wird, entscheide­t sich heute auf dem Delegierte­ntag der GdP in Düsseldorf, auf der es zu einer Kampfkandi­datur zwischen den beiden Kommissare­n Michael Mertens und Volker Huß kommen wird.

Morgen wird es dann noch einen großen Festakt zum 70-jährigen Bestehen der GdP geben, zu dem auch NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) erwartet wird. „Es gibt keinen besseren Rahmen, um aufzuhören“, sagt Plickert. Für die Zeit danach hat er schon Pläne. Er will Schöffe am Bochumer Landgerich­t werden. Seine Erfahrung dort einbringen. An erster Stelle wird aber seine Familie stehen, die, wie er einräumt, aufgrund seiner Arbeit in den vergangene­n Jahren oft zu kurz gekommen ist. Er freut sich darauf, wieder häufiger mit seinem Sohn und seiner Tochter zum VfL Bochum zu gehen, mit ihnen eine Bratwurst zu essen und ein Bierchen zu trinken.

„Ohne den Rückhalt meiner Familie hätte ich die Arbeit all die Jahre in der Form nicht machen können“, sagt der 61-Jährige, der während seiner Amtszeit täglich von Wanne-Eickel mit dem Auto nach Düsseldorf gefahren ist.

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