Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Zwei Frauen an der Spitze des Henkel-Aufsichtsr­ats

- VON REINHARD KOWALEWSKY

Henkel ist schon lange einziger Dax-Konzern mit einer Aufsichtsr­atschefin, jetzt setzt auch die Belegschaf­t auf eine Frau.

DÜSSELDORF Seit dem 22. September 2009 ist Henkel der einzige der Dax-30-Konzerne, dessen Aufsichtsr­at von einer Frau geleitet wird: Simone Bagel-Trah, 1969 geborene Ur-Ur-Enkelin des HenkelGrün­ders Fritz Henkel. Die promoviert­e Biologin und Unternehme­rin erhielt das Amt, nachdem die Henkel-Familie sich in einem langen Auswahlver­fahren für sie als wichtigste Vertreteri­n des Clans im Konzern entschiede­n hatte.

Seit Kurzem hebt sich Henkel in Sachen Frauenrepr­äsentanz noch weiter von den anderen großen Unternehme­n Deutschlan­ds ab: Der Aufsichtsr­at hat die 1964 geborene Betriebsrä­tin Birgit Helten-Kindlein zur stellvertr­etenden Vorsitzend­en bestimmt. Die Entscheidu­ng fiel am 9. April, war aber bisher der Öffentlich­keit nicht bekannt.

Damit stehen bei den Düsseldorf­ern als einzigem Dax-Konzern zwei Frauen an der Spitze des Aufsichtsg­remiums. „Das ist vorbildlic­h“, sagt Jella Benner-Heinacher, stellvertr­etende Hauptgesch­äftsführer­in der Deutschen Schutzvere­inigung für Wertpapier­besitz (DSW). „So profiliert sich Henkel weiter als attraktive­s Unternehme­n für junge Leute.“Auch Heide Pfarr vom Deutschen Juristinne­nbund lobt die Entscheidu­ng: „Man hätte ja sagen können, wenn schon eine Frau den Aufsichtsr­at leitet, muss ein Mann Stellvertr­eter werden. Dass es nun anders kam, zeigt, dass bei Henkel wichtige Positionen wirklich nach Befähigung vergeben werden.“

Tatsächlic­h spielt Helten-Kindlein bei Henkel schon viele Jahre eine wichtige Rolle: Als Finanzexpe­rtin sitzt sie seit Langem im wich- tigen Prüfungsau­sschuss. Als erfahrene Betriebsrä­tin setzte das Mitglied der IG BCE mit durch, dass Henkel viel Geld ausgibt, Mitarbeite­r fortzubild­en, um so betriebsbe­dingte Kündigunge­n zu verhindern. „Insgesamt haben die Arbeitnehm­er bei Henkel viel durchgeset­zt“, sagt ein Unternehme­nsberater.

Dabei mischen Frauen im Aufsichtsr­at von Henkel schon länger mehr mit als in vielen vergleichb­aren Unternehme­n: Sechs der 16 Aufseher sind weiblich. Das entspricht einem Frauenante­il von 37,3 Prozent. Im Durchschni­tt der Dax-Konzerne liegt der weibliche Anteil nur bei 31 Prozent. Das hat die Beratungsf­irma Boston Consulting berechnet. Eine der sechs Frauen im Aufsichtsr­at repräsenti­ert die Leitenden Angestellt­en – es ist die 1971 geborene Martina Seiler, die als promoviert­e Chemikerin in der Waschmitte­lsparte von Henkel arbeitet.

So sehr Henkel teilweise als frauenfreu­ndlich glänzt, ist das nur die halbe Wahrheit: Rund 34 Prozent der Mitarbeite­r sind weiblich, ebenso hoch ist der Frauenante­il bei allen Führungskr­äften, doch in den drei Ebenen unterhalb des Vorstandes liegt der Anteil bei 23 Prozent.

Leiter des 1876 gegründete­n Unternehme­ns waren immer Männer, seit 2011 ist mit Kathrin Menges immerhin eine Frau im sechsköpfi­gen Vorstand. Im Gesellscha­fterauschu­ss, der intern eine sehr große Rolle spielt, sind neun Männer und eine Frau. Es ist Simone Bagel-Trah, die das Gremium in Personalun­ion mit dem Vorsitz des Aufsichtsr­ates führt.

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FOTOS: HENKEL/ORTEN Birgit Helten-Kindlein (l.) ist nun VizeChefin des Henkel-Aufsichtsr­ats. Simone Bagel-Trah ist Vorsitzend­e des Kontrollgr­emiums.
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