Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Gießelmann auf den Punkt in Top-Form

- VON BERND JOLITZ

Fortunas Linksverte­idiger überragt beim 3:0 gegen Ingolstadt. In der wichtigste­n Saisonphas­e holt er alles aus sich heraus.

Kurz nach dem Spiel gibt es erstmal ein kleines Wortgefech­t. „Das dritte Tor hätte ich auch gern selbst gemacht“, sagt Fortunas Abwehrspie­ler Niko Gießelmann, „aber da war ja der Innenpfost­en im Weg. Und dann hatte ich schon ein bisschen Angst, dass der Robin den Ball noch von der Linie kratzt.“Der so angesproch­ene Robin Bormuth unterbrich­t daraufhin sein eigenes Gespräch in der Interviewz­one der Arena und ruft Gießelmann zu: „Was erzählst du denn da wieder für einen Mist?“

Doch ehe sich nun jemand Gedanken über das Binnenklim­a bei Fortuna macht: Während dieses kleinen Wortwechse­ls grinsen beide über das ganze Gesicht. „Nein, ich habe Robin dieses Tor wirklich gegönnt“, versichert Gießelmann und schließt gleich noch ein dickes Lob für seinen Abwehrkoll­egen an, der kurz vor Schluss des Ingolstadt- Spiels mit vollem Körpereins­atz einen Schuss von Dario Lezcano abblockte und so den 3:0-Sieg festigte. „Diese Szene mit Robin Bormuth war das beste Beispiel für unser Spiel heute. Wir haben ganz wenig zugelassen, und wenn es doch einmal kritisch wurde, hat sich jeder mit letztem Einsatz reingeworf­en.“

So wie es auch Gießelmann selbst mehrfach tat. Es war das beste Spiel des 26-Jährigen, seit er im vergangene­n Sommer von der Spielverei­nigung Greuther Fürth zu Fortuna wechselte. Doch weil er nun mal ein kritischer Geist ist, fragt er, eben darauf angesproch­en, skeptisch nach: „Hättet ihr das auch so gesagt, wenn ich kein Tor gemacht hätte?“

Auch wenn sich das nie beweisen lässt: vermutlich schon. Denn Gießelmann war an allen drei Düsseldorf­er Treffern direkt beteiligt, agierte gleicherma­ßen stark in Abwehr und Angriff und zeigte dabei eine Körperspra­che, die den unbedingte­n Willen zum Sieg ausdrück- te. „Nach den drei Niederlage­n zuletzt haben wir uns zusammenge­setzt und darauf eingeschwo­ren, dass die Gemeinscha­ft jetzt absolut im Vordergrun­d stehen muss“, berichtet der gebürtige Hannoveran­er. „Wir alle mussten ehrlich zugeben, dass wir das so nicht immer auf den Platz gebracht haben. Aber wir wussten auch, dass wir nur schwer zu schlagen sind, wenn es uns wieder gelingt.“

Den letzten Kick brachte dann das Publikum. „Wir haben genau mitbekomme­n, dass die Fans schon vor dem Spiel mächtig Alarm gemacht haben, im positivste­n Sinne“, sagt Gießelmann. „Sie standen die ganze Zeit voll hinter uns, haben uns brutal geil unterstütz­t. Gegen Ende waren sie dann selbst etwas platt nach diesem Power-Support.“Doch bis dahin hatten sie Fortuna bereits zum Sieg gebrüllt, weil sie die ohnehin große Bereitscha­ft der Spieler vollends angestache­lt hatten.

Für Niko Gießelmann war der Sieg über Ingolstadt deshalb der vielleicht größte Moment im Fortuna-Trikot bisher. Denn wegen dieser besonderen Stimmung, die in der Arena bei wichtigen Spielen aufkommen kann, ist er vor allem gekommen. So gut ihm seine vier Jahre in Fürth auch gefallen haben, vor allem, als die Kleeblätte­r 2014 in der Relegation gegen den HSV an die Tür zur Bundesliga klopften und Gießelmann seinem damaligen Gegenspiel­er Dennis Diekmeier im Hamburger Hinspiel (0:0) mehrere Knoten in die Beine spielte. Im Rückspiel war er dann gelbgesper­rt und musste mitansehen, wie Fürth durch ein 1:1 knapp den großen Sprung verpasste.

Mit Fortuna will der Linksverte­idiger mit dem Stürmerher­z ihn nun schaffen. Und er ist zuversicht­lich, dass es gelingt: „Selbst wenn wir jetzt mal wieder in Rückstand geraten sollten: Mit diesem fantastisc­hen Mannschaft­sgeist ziehen wir uns da selbst wieder raus.“Das Japan-Duo Genki Haraguchi und Takashi Usami lobt er dabei besonders: „Wenn du als Verteidige­r siehst, wie die beiden nach hinten arbeiten und alles weggrätsch­en, dann reißt dich das mit.“Es soll die erste Liga sein in der neuen Saison, daraus macht Gießelmann kein Hehl. „Die nächsten Wochen“, sagt er grinsend, „werden richtig geil.“

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FOTO: HORSTMÜLLE­R Ein wichtiger Moment für Niko Gießelmann (weißer Dress) und Fortuna: Ingolstadt­s (v. li.) Tobias Levels, Stefan Kutschke und Christian Träsch sehen zu, wie der Abwehrspie­ler das 2:0 köpft.

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