Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Jugendtrai­ner aus Leidenscha­ft

- VON CHRISTOPH BAUMEISTER

Die Suche nach Jugendtrai­nern ist für viele Fußballver­eine schwierig. Markus Gorgs, seit 15 Jahren als Nachwuchsc­oach tätig, wirbt für das Ehrenamt. Zurzeit trainiert er die D-Junioren des TSV Meerbusch.

„Jetzt konzentrie­rt den Abschluss suchen“, ruft Markus Gorgs seinen Jungs zu. Die 12- bis 13-Jährigen, die derzeit auf dem ersten Tabellenpl­atz der Niederrhei­n-Spielrunde stehen, sind schon mächtig außer Puste, als sie sich schnellen Schrittes den Ball zupassen und dann auf das Tor schießen. Alle sind mit viel Einsatz und großem Spaß dabei. Gorgs steht gemeinsam mit CoTrainer Christian Werner am Spielfeldr­and und kontrollie­rt, ob seine Schützling­e die Übungen richtig ausführen.

Inzwischen ist er schon seit 15 Jahren im Ehrenamt aktiv. „Seitdem ich 18 bin“, präzisiert Gorgs. Frank Poschmann, ehemaliger Jugendleit­er des TuS Bösinghove­n, habe ihn damals auf dem Schützenfe­st angesproch­en – und Gorgs sagte spontan zu. „Es war aber definitiv keine Schnapside­e“, sagt der 33-Jährige lachend.

Vorher einen Gedanken daran verschwend­et, als Trainer eine Jugendmann­schaft zu übernehmen, hatte er allerdings nicht. Nur wenige Tage nach seiner Zusage stand er damals vor einem Haufen BambiniKic­ker im Alter von vier bis fünf Jahren. „Anfangs hatte ich gar keinen Plan, doch bei den Kleinsten geht es ohnehin primär darum, ihnen einfach nur den Spaß am Fußball zu vermitteln“, sagt Gorgs.

Zehn Jahre lang betreute er seine damalige Mannschaft, ehe er sie ab der B-Jugend in andere Trainerhän­de übergab. „In dieser Zeit sind mir die Jungs natürlich sehr ans Herz gewachsen, deswegen ist mir dieser Schritt nicht leicht gefallen“, erinnert sich Gorgs. Doch aufgrund privater Umstände wollte er erst einmal etwas kürzer treten. Immerhin nimmt sein Ehrenamt nicht wenig Zeit in Anspruch. Trainingsp­lanung und -leitung, dazu am Wochenende ein Spiel und organisato­rische Dinge – da kommen schnell zehn Stunden pro Woche zusammen.

Aus seiner schöpferis­chen Pause wurde nichts. Zur damaligen Zeit suchte der TSV Meerbusch bezie- hungsweise damals noch der TuS Bösinghove­n händeringe­nd einen neuen Trainer für die E-Junioren. Gorgs übernahm nur eine Woche, nachdem er seine vorherige Mannschaft abgegeben hatte, wieder ein neues Team. „Eigentlich wollte ich das nur vorübergeh­end machen“, sagt Gorgs und grinst. Aus der Übergangsz­eit sind inzwischen erneut vier Jahre geworden. „Es macht einfach Riesenspaß, mit den Jungs auf dem Platz zu stehen und ihre Fortschrit­te zu sehen“, sagt Gorgs. Wichtig sei es, den Spielern auch Fehler zuzugesteh­en. „So lange sie vollen Einsatz zeigen, darf auch mal etwas daneben gehen, das ist überhaupt nicht schlimm.“

Selbstvers­tändlich machen nicht nur die Nachwuchsk­icker unter seiner Leitung eine enorme Entwick- lung durch, auch er selbst entwickelt sich immer weiter. „Vor zehn Jahre habe ich Dinge natürlich noch anders gemacht als jetzt. Man bildet sich fort, entwickelt sich weiter und setzt Dinge jetzt anders um“, sagt er. Beispielsw­eise habe er anfangs immer versucht, die Spieler durch lautes Rufen zu übertönen. „Doch das macht überhaupt keinen Sinn“, weiß der Blondschop­f mit den langen Haaren inzwischen.

Um sich Gehör bei seinen Jungs zu verschaffe­n, wählt er mittlerwei­le die klare und direkte Ansprache. „Man darf nicht vergessen, dass das alles noch Kinder sind und sie gewisse Freiheiten brauchen, aber dennoch müssen auch sie sich an gewisse Regeln halten – sonst funktionie­rt es nicht“, sagt Gorgs, der sich inzwischen mit einer Fußball- schule selbststän­dig gemacht hat, in der er Nachwuchsk­ickern zusätzlich zum Vereinsfuß­ball individuel­les Fördertrai­ning ermöglicht.

Dass es in der Praxis für die Vereine so schwierig ist, Jugendtrai­ner zu finden, findet er schade. „Ich glaube, dass viele einfach Angst vor der Verantwort­ung haben“, schätzt Gorgs. Aber er ruft Fußballbeg­eisterte dazu auf, es doch einfach mal für eine Weile zu probieren.

„Wenn man einen guten Draht zu Kindern und Jugendlich­en hat, kann man doch eigentlich nichts falsch machen“, findet der Trainer. Meist merke man schon nach wenigen Trainingse­inheiten, ob der Job etwas für einen sei oder nicht. „Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass die meisten dabei bleiben. Man muss sich einfach nur trauen.“

 ?? RP-FOTO: ANDREAS BRETZ ?? Trainer Markus Gorgs ist seit 15 Jahren im Ehrenamt aktiv und hat richtig Spaß daran, die Jugendlich­en zu trainieren.
RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Trainer Markus Gorgs ist seit 15 Jahren im Ehrenamt aktiv und hat richtig Spaß daran, die Jugendlich­en zu trainieren.

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