Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Gigantendu­ell mit Tradition

- VON JESSICA BALLEER UND GIANNI COSTA HF=HALBFINALE | VF=VIERTELFIN­ALE | AF=ACHTELFINA­LE | ST=SPIELTAG QUELLE: FUSSBALLDA­TEN.DE | FOTOS: IMAGO (2), THINKSTOCK | GRAFIK: C. SCHNETTLER

Spiele zwischen dem FC Bayern und Real Madrid waren lange besondere Fußballlec­kerbissen. Mittlerwei­le ist das Duell zwar fast zum Regelfall geworden, brisant ist das heutige Duell im Halbfinale der Champions League aber dennoch.

DÜSSELDORF Ob früher alles besser war, hängt immer stark vom Blickwinke­l ab. Zumindest war vieles nachweisli­ch rarer. Zum Beispiel Begegnunge­n zwischen dem FC Bayern München und Real Madrid. 24 Aufeinande­rtreffen der beiden Klubs hat es bisher gegeben – die ersten sechs waren zwischen 1976 und 1988, alle anderen von 2000 an bis heute. Gefühlt ist aus dem fußballeri­schen Leckerbiss­en auf europäisch­er Bühne ein erwartbare­r Regelfall geworden. Es vergeht kaum eine Spielzeit, in der die beiden Schwergewi­chte nicht gegeneinan­der antreten. Die Ausnahme ist zur Regel geworden, die Begegnung längst der „Europa Clásico“.

Heute Abend (20.45 Uhr, ZDF) treffen die Bayern und Real erneut aufeinande­r. Dieses Mal in der Runde der letzten Vier. Dieses Mal auch mit der Erkenntnis, dass die Spanier ihre einstige Ehrfurcht vor „La Bestia Negra“, also der „Schwarzen Bestie“aus München, wohl abgelegt haben.

Mangelndes Selbstbewu­sstsein konnte man den „Königliche­n“nie wirklich unterstell­en. Wenn es in den vergangene­n Jahren aber einen Gegner aus dem Ausland gab, vor dem die Topstars aus Madrid gehörigen Respekt, ja gar Ehrfurcht hatten, dann war das der deutsche Rekordmeis­ter. Vor dem Halbfinale klingen die Aussagen der Spanier aber ganz anders: Die Bestie sei gezähmt worden – so jedenfalls ist es auch den spanischen Medien zu entnehmen. „Sie jagen uns keine Angst mehr ein“, erklärte Tomás Roncero, Kolumnist bei der Zeitung „AS“. Auch die Spieler blicken eher mit Vorfreude denn mit Ehrfurcht auf die Partie in München: „Wir haben zwei Champions-League-Titel in Serie gewonnen, warum sollten wir nicht einen dritten holen?“, sagte der Real-Profi und frühere Leverkusen­er Dani Carvajal.

Die jüngeren Partien sprechen dabei deutlich für Real. Bei den bei- den letzten Duellen in den Spielzeite­n 2013/2014 und 2016/2017 setzte sich Madrid mit insgesamt vier Siegen durch. Damit ist die Bilanz zwischen beiden Clubs nun ausgeglich­en: Elf Siege holten beide Teams, zweimal endeten die Spiele mit einem Remis. Dass Real im „ewigen Duell“zur Aufholjagd blasen konnte, lag vor allem auch an einem: Weltfußbal­ler Cristiano Ronaldo (33). Er kam 2009 von Manchester United. 94 Millionen Euro Rekordablö­sesumme seien „absolut gerechtfer­tigt“, hieß es damals von den Klubverant­wortlichen – sie sollten Recht behalten.

In 433 Spielen traf Ronaldo bislang 448 Mal für die „Königliche­n“ und gab 131 Torvorlage­n. Zudem führt der Portugiese mittlerwei­le mit 120 Treffern die ewige Torschütze­nliste der Champions League an. Gegen die Münchner Bayern trifft er anscheinen­d besonders gerne: In sechs Spielen gegen den FCB im Real-Trikot schoss er neun Tore. Im Dress der Bayern hingegen will Mittelstür­mer Robert Lewandowsk­i heute Abend dafür sorgen, dass die Abwehr der Madrilenen in Bedrängnis gerät – und möglichst überwunden wird. Lewandowsk­i hat in der laufenden Champions-League-Saison immerhin schon fünfmal getroffen.

Bayern-Trainer Jupp Heynckes, Ende der 90er Jahre selbst mal bei Real Madrid tätig und mit den Königliche­n Champions-League-Sieger 1998, will seine Mannschaft ins Endspiel führen. „Es ist ein Gigantendu­ell mit Tradition“, sagte Heynckes. Und er genieße es einfach, dieses Spiel erneut erleben zu dürfen. Optimistis­ch stimmen den 72-Jährigen Gedanken an die Erfolgssai­son 2012/13. Unter ihm holte Bayern damals das Triple aus ChampionsL­eague-Titel, Deutscher Meistersch­aft und DFB-Pokal . Heynckes sagte, er habe „ein Gefühl wie 2013“– und einen klaren Favoriten sehe er nicht.

Nur: Die Hürde Real mussten die Bayern 2012/13 auf dem Weg zum Titel nicht nehmen.

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