Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Solidaritä­t kennt keinen Abstieg

- VON ADRIAN TERHORST

Schon vor Kölns Jonas Hector bewiesen Fußballer besondere Vereinstre­ue.

DÜSSELDORF „Spürbar anders.“So heißt der Slogan des 1. FC Köln. Ein Slogan, den Spötter lange vor allem auf die Geschehnis­se münzten, mit denen der Klub abseits des Sports für Schlagzeil­en sorgte. Als der Bundesliga-Absteiger am Montag bekanntgab, dass Nationalsp­ieler Jonas Hector keinen Gebrauch von seiner Ausstiegsk­lausel machen wird und stattdesse­n seinen Vertrag in Köln um zwei weitere Jahre bis 2023 verlängert hat, sendete der Verein hingegen eine sportliche Nachricht, die in der heutigen Fußballwel­t „spürbar anders“wirkt.

Problemlos hätte Hector als Nationalsp­ieler und sicherer WM-Teilnehmer zu einem Champions-League-Teilnehmer wechseln können. Unter anderem soll sich der FC Bayern mit ihm beschäftig­t haben. Doch anstatt in Rom oder Barcelona aufzulaufe­n, entschied sich der 27Jährige für den Gang in die Zweite Liga, um mitzuhelfe­n, seine Kölner zurück in die Bundesliga zu führen. Eine Entscheidu­ng, der auch Lukas Podolski bei Twitter Respekt zollte.

Dass Hectors Entscheidu­ng keinen Rückschrit­t oder Karriereei­nschnitt bedeuten muss, weiß Podolski nur zu gut. Auch er hielt Köln 2004 nach dem Abstieg die Treue und wurde trotzdem weiterhin von Bundestrai­ner Jogi Löw für die Nationalma­nnschaft nominiert.

Vorbilder für Hectors Schritt finden sich indes nicht nur in Köln. Als der VfB Stuttgart 2016 aus der Bundesliga abstieg, war bereits klar, dass in Christian Gentner der Kapitän an Bord bleiben wird. Er hatte seinen Vertrag vorher sogar um drei Jahre verlängert. Auch deshalb ist Gentner beim VfB unantastba­r.

Frankfurts Alex Meier kam 2004 zur Eintracht, stieg mit den Hessen 2012 ab, blieb und feierte den direkten Wiederaufs­tieg. Meier ist Publikumsl­iebling. 2015 wurde er Torschütze­nkönig in der Bundesliga. Das Jahr in der Zweiten Liga hat also auch ihm nicht geschadet. Noch erfolgreic­her war Kaiserslau­terns Pavel Kuka. Nach dem Abstieg 1996 schaffte er ein Jahr später den Aufstieg mit den Pfälzern, die 1998 als Aufsteiger die Deutsche Meistersch­aft gewannen. Weitere Beispiele besonderer Vereinstre­ue lieferten 2006 Gianluigi Buffon und Alessandro Del Piero. Nach dem WM-Gewinn blieben sie trotz des Zwangsabst­ieges bei Juventus Turin. Auch wegen dieser Entscheidu­ng genießt Buffon bei Fans Legendenst­atus .

Für Hector erscheint sein Schritt auch mit Blick auf die Zeit nach der Karriere förderlich. Durch seine Loyalität wird er in Müngersdor­f ein immer gern gesehener Gast bleiben, und darf sich deswegen auch als ExProfi Hoffnungen machen, dass der FC eine Anstellung für ihn findet. Der langjährig­e Dortmund-Profi Sebastian Kehl dient als gutes Beispiel. Er wird zum 1. Juni 2018 Leiter der BVB-Lizenspiel­erabteilun­g.

Hector scheint zudem Vorbild für einen weiteren FC-Spieler zu sein: Nach Medienberi­chten soll auch Torwart Timo Horn mit den Kölnern in die Zweite Liga gehen.

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FOTO: DPA Nationalsp­ieler Jonas Hector bleibt dem 1. FC Köln treu.

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