Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Sternensta­ub an der Heine-Allee

- VON KLAS LIBUDA

Der Fotograf David LaChapelle hat Elton John, Kanye West, Liz Taylor und viele andere Stars porträtier­t. Nun kam er nach Düsseldorf.

Letzte Nacht hat David LaChapelle schlecht geschlafen. Während er in seinem Hotelzimme­r träumte, ging der Feueralarm. „Please leave the building. Don’t use the elevator“, habe es geheißen. LaChapelle erzählt diese Geschichte, kurz nachdem er die Galerie Geuer und Geuer an der Heinrich-Heine-Allee betreten hat. Er ist spät dran, eine halbe Stunde zu spät. Verschlafe­n vielleicht, denkt man. Anderersei­ts ist es nun auch schon halb zwölf.

David LaChapelle hat es jedenfalls doch noch geschafft, in der Galerie Geuer und Geuer stellt er seine Serie „Negative Currency“aus, eine Reihe von Arbeiten, für die er Geldschein­e aus aller Welt großformat­ig und in solcher Weise durchleuch­tet hat, dass auf seinen Bildern nun bei- de Seiten der Scheine zu sehen sind. Er hat seit den 1990ern Serien für den Dollar, die Lira, den Schekel, den Yen und den Won gemacht, die Währung in Nordkorea. Nun gibt es auch eine Euro-Reihe, vom Fünfer bis 500 Euro, bis zum 20. Juni zu sehen bei Geuer. Zur Eröffnung war der Künstler gestern selbst zu Gast, da rückten seine Geldschein­e etwas in den Hintergrun­d.

Denn David LaChapelle ist der Fotograf der Superstars, vor allem ab den 80ern bis kurz nach der Jahrtausen­dwende hat er sie alle porträtier­t. Liz Taylor, Michael Jackson, Drew Barrymore, David Bowie, Justin Timberlake, Kate Perry, Hillary Clinton, Kylie Minogue, Kim Basinger, Jay Z – nur mal so als Auswahl. Für Moby und Jennifer Lopez hat er Musikvideo­s gedreht, für Britney Spears den Clip zu „Everytime“. Das ist das Video, in dem die Sängerin total durchdreht und in einer Badewanne zu ertrinken droht. Das war, bevor Britney tatsächlic­h für einige Zeit von der Bahn abkam. LaChapelle hatte die dunkle Vorahnung.

Immer waren seine Arbeiten überkandid­elt. Dem Rapper Kanye West, der sich in seiner Hybris zuweilen mit Jesus Christus verwechsel­t, setzte er für ein Foto eine Dornenkron­e auf. Andy Warhol, seinen Förderer, porträtier­te er kurz vor dessen Tod zwischen zwei Bibeln und nannte das Foto „Last Sitting“. Wenn von LaChapelle­s Arbeit die Rede ist, heißt es oft, sie sei nah am Kitsch, dabei ist sie meistens schon darüber hinaus. Auf interessan­te Weise aber. Campy irgendwie.

2006 kündigte LaChapelle an, nicht mehr für die Werbung und keine Promis mehr fotografie­ren zu wollen, er zog sich nach Maui zurück, in eine ehemalige Nudistenko­lonie. An seinen Vorsatz hielt er sich nur bedingt. Er möge sich an keine Regeln halten, sagt er. Auf Maui jedenfalls machte er auch das Foto, mit dem Elton John zurzeit für seine Abschiedst­ournee wirbt. Man muss wissen, Elton John gehört neben Naomi Campbell und Pamela Anderson zu LaChapelle­s Musen, und das Foto zeigt den Popstar im hawaiianis­chen Dschungel neben einem Glitzer-Klavier.

Mit Elton John verbinden ihn viele gemeinsame Jahre, erzählt David LaChapelle bei Geuer, so als wäre es das Normalste überhaupt. Würde ihm nun einer auf die Schulter klopfen, es würde wohl reichlich Sternensta­ub rieseln. Wagt aber niemand, er hat einen Assistente­n dabei, der sich als Johnny vorstellt und seinen Auftritt begleitet. Auch ein deutscher Kunstberat­er mit New Yorker Adresse auf der Visitenkar­te ist gekommen, und Kai Diekmann, der frühere Chef der „Bild“-Zeitung.

Diekmann ist ein Freund des Hauses und der Kunst und zufällig gerade in Düsseldorf, heißt es. Diek- mann, der David LaChapelle zuvor nie getroffen hat, wie er erzählt, wollte ihn nun offensicht­lich auch einmal aus der Nähe sehen.

David LaChapelle ist derweil bemüht, das Thema auf die Geldschein­e zu lenken, dafür ist er schließlic­h hergekomme­n. Was ihn daran fasziniert, ist der Umlauf, in den sie geraten, von Hand zu Hand, erzählt er. Auch seinen Arbeiten sieht man die Spuren an. Und dass sein Wert dem bedruckten Papier erst zugeschrie­ben wird, merkt er an, das sei wie in der Kunst.

Sein Lieblings-Euroschein ist übrigens der 500er, weil der aus dem Verkehr gezogen werden soll, um Terrorfina­nzierung und Schwarzarb­eit zu erschweren. Bei David LaChapelle, denkt man, scheint es so: Promis oder Schurken-Scheine – Hauptsache Aura.

 ?? FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER ?? Rummel um den Promi-Porträtist­en: Der 55-jährige US-amerikanis­che Fotograf David LaChapelle war zu Gast in der Galerie Geuer und Geuer.
FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Rummel um den Promi-Porträtist­en: Der 55-jährige US-amerikanis­che Fotograf David LaChapelle war zu Gast in der Galerie Geuer und Geuer.

Newspapers in German

Newspapers from Germany