Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Ihre Musikleide­nschaft führte sie nach Düsseldorf

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Geboren und aufgewachs­en ist Julia Coulmas in Florida, in der Nähe von Tampa. Während ihrer Kindheit hatte sie mit Musik wenig am Hut, wollte sie doch eigentlich eine sportliche Karriere als Eisläuferi­n machen. Ein Unfall, bei dem sie sich das Knie verletzte, beendete diesen Wunsch. „Ich war damals 15 Jahre alt, und mein Vater stellte mich vor die Wahl, entweder Reiterin oder Sängerin zu werden“, erinnert sich Coulmas schmunzeln­d. Sie hat sich für die Musik entschiede­n, denn als sie die erste Arie hörte, verliebte sie sich sofort – seitdem sind Opern ihre große Leidenscha­ft. Ganz besonders liebt sie die Stilrichtu­ng des Verismo. „Die Geschichte­n, die diese Opern erzählen, sind ganz nah am Leben, das mag ich sehr“, erzählt die 38-Jährige. So begann sie schon früh, in den USA an einer privaten Schule Gesang zu studieren. Sie ließ sich zur Sopranisti­n ausbilden und sang als Solistin an der Tampa Bay Opera ganz verschiede­ne Rollen wie etwa die Violetta aus La Traviata, die Mimi aus La Bohème oder die Nedda aus Pagliacci. Aber schon damals war es ihr nicht genug, „nur“zu singen. „Ich wollte immer schon eigene Projekte haben, mit denen ich andere von der Musik begeistern kann“, erzählt Coulmas. Also gründete sie mit 22 Jahren ihren ersten Verein, die „Youth Opera Appreciati­on“, und hielt Vorlesunge­n für Kinder und Erwachsene in Schulen und Gemeindeze­ntren ihrer Heimatstad­t – ein Job, der ihr viel Spaß machte. Mit knapp 30 ging sie nach Jena – die Mutter eines guten Freundes hatte dort eine kleine internatio­nale Privatschu­le eröffnet und suchte noch eine Englischle­hrerin. Ohne ein Wort Deutsch zu sprechen, ging Coulmas nach Jena und begann ihr neues Leben in Europa. In Jena blieb sie nur ein Jahr, es zog sie in eine größere Stadt. Als ein Freund ihr irgendwann von Düsseldorf erzählte, zog sie 2012 um und blieb, denn sie hatte Stadt und Menschen schnell liebgewonn­en. „Ich habe anfangs, um Geld zu verdienen, als Au-pair-Mädchen und Englischle­hrerin gearbeitet“, erzählt sie. Aber sie wollte, so Coulmas, ähnlich wie in den USA, auch hier eigene Musikproje­kte umsetzen. Und weil sie viele Musiker kennenlern­te, die zwar immer wieder Engagement­s hatten, aber auch viel Zeit dazwischen, kam sie auf die Idee, die Düsseldorf Lyric Opera zu gründen. In ihrem Verein bringt sie talentiert­e Musiker aus Oper, Operette, Musical und Ballett zusammen und bietet ihnen neben Schulungen, Workshops und Meisterkla­ssen zahlreiche Weiterbild­ungs- und vor allem Auftrittsm­öglichkeit­en. „Es gibt ganz tolle Sänger mit großem Potenzial, die aber kein festes Engagement, sondern immer wieder nur Gastrollen haben“, erzählt Coulmas. Für diese Musiker setzt sie sich ein, sucht Unterstütz­er und Sponsoren, übt mit ihnen die unterschie­dlichsten Opern ein und findet immer wieder neue Konzertmög­lichkeiten. Manchmal singt sie auch selbst mit. Für dieses Jahr sind schon rund 30 Konzerte geplant, etwa in der Jazz Schmiede oder im Art Café. „Die Räumlichke­iten müssen wir nicht bezahlen, so dass der Erlös aus dem Ticketverk­auf den Künstlern zugutekomm­t“, sagt sie. Am 16. Juni sticht auch das Opernschif­f in See: Während einer dreistündi­gen Rheinfahrt von der Altstadt nach Zons und wieder zurück bieten internatio­nale Künstler ein hochkaräti­ges Programm mit Oper, Operette und Musical. Coulmas’ Verein Düsseldorf Lyric Opera charterte das Schiff mit Unterstütz­ung der Hermann-Harry-Schmitz-Societät. Sie leistet die Vereinsarb­eit übrigens ehrenamtli­ch, ihren Lebensunte­rhalt bestreitet sie nämlich als Marketingb­eraterin für unterschie­dliche Unternehme­n.

Beate Werthschul­te

 ?? RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER ?? Einer Amerikaner­in am Rhein: Julia Coulmas ist Präsidenti­n der Düsseldorf Lyric Opera. Sie liebt die Musik und die Landeshaup­tstadt.
RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Einer Amerikaner­in am Rhein: Julia Coulmas ist Präsidenti­n der Düsseldorf Lyric Opera. Sie liebt die Musik und die Landeshaup­tstadt.

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