Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

EU darf sich von Trump nicht spalten lassen

- VON BIRGIT MARSCHALL VON GREGOR MAYNTZ WIE WEIT REICHT DAS EINTRETEN FÜR ISRAEL, SEITE A 4 VON STEFAN KLÜTTERMAN­N „DOPING HAT DURCHAUS AUCH IM FUSSBALL ..“, SEITE D 1

Die Deeskalati­on des Handelsstr­eits mit den USA hat für die Bundeskanz­lerin zu Recht allerhöchs­te Priorität. Eine drohende Spirale von globalen Vergeltung­smaßnahmen würde vor allem Deutschlan­d schaden. Die Bundesrepu­blik wird oft für ihre Exporterfo­lge kritisiert und beneidet, nicht nur von Trump. Aber eine politisch herbeigefü­hrte Reduzierun­g des hohen Außenhande­lsüberschu­sses würde nicht nur der deutschen Wirtschaft massiv schaden, sondern auch anderen Ländern. Deutsche Unternehme­n investiere­n ihr Geld im Ausland und schaffen dort Hunderttau­sende Arbeitsplä­tze. Zudem ist die EU längst so vernetzt, dass ein Schaden uns alle gemeinsam träfe.

Europa muss jetzt zusammenst­ehen und darf sich von Trump nicht spalten lassen. Erkennbar ist bereits, wie schwer sich die EU mit einer gemeinsame­n Reaktion tut. Bis jetzt ist es der EU-Kommission nicht gelungen, ein Verhandlun­gsangebot der 28 EUStaaten an Trump zu organisier­en. Frankreich will seinen Agrarsekto­r schützen, Deutschlan­d seine Metallindu­strie, andere EU-Länder pflegen kaum Handel mit den USA. Am Ende sollten alle einsehen, dass Europas Zugpferd Deutschlan­d nicht durch nationale Taktierere­ien geschwächt werden darf. BERICHT MERKEL STELLT SICH AUF EU-STRAFZÖLLE EIN, TITELSEITE

Im Bundestag haben die Politiker mal wieder ein beeindruck­endes Zeugnis für Israel und gegen Antisemiti­smus abgelegt. 70 Jahre Israel waren dem Parlament Anlass für eine Debatte zur besten Sitzungsze­it. Da gab es keinen, der das Existenzre­cht bezweifelt­e, niemanden, der nach dem Holocaust die besondere Verantwort­ung Deutschlan­ds vergaß.

Dieser Befund hundertpro­zentiger verbaler Übereinsti­mmung scheint umso verblüffen­der, als der Bundestag so viele politische Strömungen von links bis rechts aufweist wie selten zuvor. Wie passt das zu verbreitet­er Fundamenta­lkritik an Israel und Antisemiti­smus in der Bevölkerun­g?

Einen Hinweis liefert das Abstimmung­sverhalten. Da mochten die Linken die hehren Absichten pro Israel und contra Antisemiti­smus nicht mittragen. Enthaltung! Zu einem solchen Bekenntnis! Darin spiegeln sich wachsende Teile des gesellscha­ftlichen Alltags: Grundsätzl­ich hat kaum jemand etwas gegen Juden, aber wenn es um spontanes Eintreten gegen konkreten Antisemiti­smus geht, schalten zu viele auf Enthaltung. BERICHT

EAkte Antisemiti­smus

Der Fußball belügt sich

s nötigt einem fast schon Respekt ab, wie Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt ohne zu lachen behauptet, Doping bringe im Fußball nichts. Obwohl: Am Ende glaubt der Arzt des FC Bayern und der Nationalma­nnschaft das sogar wirklich. So abwegig ist das nicht. Viele Verantwort­liche scheinen tatsächlic­h überzeugt zu sein, dass ihr Sport in einem Meer voller dopinganfä­lliger Sportarten eine Insel des sauberen Wettkampfe­s ist. Und genau das ist für einen logisch denkenden Menschen absurd.

Warum sollte gerade das Milliarden­geschäft Fußball immun dagegen sein, Mittel zu benutzen, die Spieler ausdauernd­er machen, schneller, kräftiger, weniger schmerzemp­findlich und zügiger wieder gesund? Und der Fußball ist erwiesener­maßen nicht dopingfrei. Mehrere Hundert Fälle von Dopingverg­ehen sind dokumentie­rt. Anstatt also weiter die Mär vom sauberen Fußball zu erzählen, täte der Fußball gut daran, seine Anfälligke­it einzusehen und sich schon allein ob seiner Bedeutung an die Spitze eines unabhängig­en Anti-Doping-Kampfes zu stellen. So dumm, wie Müller-Wohlfahrt denkt, sind Fans nicht. BERICHT

Newspapers in German

Newspapers from Germany