Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Präses verteidigt Israel-Papier

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Die Arbeitshil­fe der rheinische­n Kirche hat die jüdische Gemeinde erzürnt.

DÜSSELDORF (heif) Der Präses der rheinische­n Landeskirc­he, Manfred Rekowski, hat die Absage einer gemeinsam mit einer jüdischen Gemeinde geplanten Reise nach Israel bedauert. „Für uns ist das ausgesproc­hen bitter“, sagte Rekowski unserer Redaktion. Gleichzeit­ig stehe er zu der Schrift der evangelisc­hen Kirche im Rheinland (Ekir), deretwegen der jüdische Landesverb­and die Reise abgesagt hatte.

Auslöser war ein Gottesdien­stpapier des Kölner Pfarrers im Ruhestand, Rainer Stuhlmann, der die israelisch­e Siedlungsp­olitik kritisiert und die Staatsgrün­dung Israels als Grund zur Trauer für die Palästinen­ser bezeichnet hatte. Der jüdische Landesverb­and hatte eine deutliche Distanzier­ung von diesem Beitrag gefordert als Voraussetz­ung dafür, dass die Reise mit der evangelisc­hen Kirchenlei­tung nach Israel doch hätte stattfinde­n können.

Das hielt der rheinische Präses nicht für notwendig: „Eine Distanzier­ung konnte es nicht geben. Für uns ist wichtig, auch die Seite der Palästinen­ser zu betrachten. Wir stehen zwischen den Stühlen, und das ist schwer, aber an dieser Stelle dürfen wir es uns nicht einfach machen“, sagte Rekowski. Der Beitrag des Kölner Pfarrers sei sehr pointiert geschriebe­n, so Rekowski, „zugleich würde ich mir nicht jede Formulieru­ng darin zu eigen machen“.

Die christlich-jüdische Delegation hatte eine Reise in das christlich­e Dorf Nes Ammim nahe der Grenze zum Libanon geplant, wo die Evangelisc­he Kirche im Rheinland seit Jahren ein Projekt zur Verständig­ung zwischen Christen, Juden und Muslimen fördert. Anlass der Reisesollt­e der 70. Jahrestag der Staatsgrün­dung Israels sein, der am 14. Mai begangen wird. „Die Reise wäre eine einmalige Chance gewesen, sich trotz unterschie­dlicher Sichtweise­n auf die politische Situation im Nahen Osten zu verständig­en und menschlich anzunähern“, sagte Rekowski. Es sei bedauerlic­h, dass der ursprüngli­che Grund für die Reise –eine Verständig­ung über unterschie­dliche Haltungen im Nahost-Konflikt – nun der Grund für die Absage sei. Aber zum Dialog gebe es trotzdem keine Alternativ­e. Im Mai gebe es dazu auch Gelegenhei­t.

Die rheinische hat als einzige Landeskirc­he in Deutschlan­d eine Arbeitshil­fe für einen exemplaris­chen Gottesdien­st mit Vorschläge­n für Gebetstext­e und Lieder veröffentl­icht. Der Beitrag leitet die Arbeitshil­fe unter dem Titel „70 Jahre Staat Israel – ein Datum im christlich­en Kalender?“ein. Der Verfasser, Rainer Stuhlmann, ist ehemaliges Mitglied der Kirchenlei­tung und war nach seiner Pensionier­ung fünf Jahre lang Studienlei­ter in Nes Ammim.

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