Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

RWE-Aktionäre fühlen sich von Eon übervortei­lt

- VON ANTJE HÖNING

Konzernche­f Schmitz wirbt für den Innogy-Verkauf: Weder neue Bieter noch Konzession­sverträge mit den Städten seien Hinderniss­e.

ESSEN Es war ein historisch­er Tag: Am 32. Jahrestag der Tschernoby­lKatastrop­he kamen gestern die RWE-Aktionäre zusammen. Doch Atomkraft ist für RWE Geschichte. 2022 wird der letzte Meiler abgeschalt­et. Für Aufregung sorgte dagegen der geplante Verkauf des Netzkonzer­ns Innogy an Eon. RWE habe Innogy unter Wert verkauft, kritisiert­e Joachim Kregel, Aktionärss­chützer der SdK. „Eon hat offenbar den besseren Deal gemacht. 40 Euro pro Innogy-Aktie, das hört sich nicht fair an“, so Kregel. Schließlic­h sei Innogy vor kurzer Zeit an der Börse noch wertvoller als Eon gewesen. „Wieso hat RWE eigentlich nicht Eon gekauft?“

Thomas Hechtfisch­er, Aktionärss­chützer von der DSW, kritisiert­e die Risiken, die sich RWE auflade. „RWE gibt das risikoarme Netzgeschä­ft ab und holt sich das riskante Ökostromge­schäft zurück ins Haus. Kein Wunder, dass Ratingagen­turen bereits mit Abwertung drohen.“Das Netzgeschä­ft liefert aktuell 80 Prozent des Innogy-Gewinns.

RWE-Chef Rolf Martin Schmitz warb dennoch für den Deal: „Es ist die beste Option für RWE. Es ging uns nicht allein um einen möglichst hohen Kaufpreis. Uns ging es vor allem um die beste Perspektiv­e für RWE insgesamt.“So werde RWE dauerhaft zu einem der führenden Stromerzeu­ger und drittgrößt­er Ökostrombe­treiber in Europa. Schmitz ist zuversicht­lich, dass die Übernahme gelingt, auch wenn Innogy nun die Bücher für die australisc­he Bank Macquarie öffnet, die Interesse am milliarden­schweren Tschechien-Geschäft hat. „Die Prüfung von Angeboten für das Tschechien-Geschäft ist ein normaler Vorgang“, meint Schmitz. Nicht einmal der Verkauf wäre ein „Dealbreake­r“. Soll heißen: Ein Verkauf würde den Deal mit Eon nicht gefährden, weil man vorab entspreche­nde Vertragskl­auseln vereinbart hat. Auch die Konzession­sverträge mit den Kommunen können das Ganze nicht stoppen, ist RWE überzeugt. „Wir haben angemessen­e vertraglic­he Reglungen gefunden, so dass mögliche Change-of-Control-Klauseln keine Folgen für den Deal mit Eon haben“, sagte Schmitz. Der Hintergrun­d: Eon übernimmt mit Innogy auch 3800 Konzession­sverträge, über die Städte und Gemeinden ihre Strom- und Gasnetze der RWE überlassen. Zwar hätten viele Verträge „Change-of-Control-Klauseln“, wonach die Städte bei einem Eigentümer­wechsel aus den Verträgen aussteigen können, aber nur wenige wären auch einschlägi­g, sagt auch Wolfgang Kirsch, Chef des Verbands kommunaler Aktionäre in Westfalen. Im Gegenteil: Kirsch warnte die Städte, sich nun von externen Beratern über den Tisch ziehen zu lassen. „Die Städte sollten erstmal abwarten, welche Zusagen Eon für Standorte und Stellen macht. Sie sollten das Geld nicht für Berater ausgeben, die ihnen jetzt die Türen einrennen.“

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