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Griechenla­nd soll Rettungssc­hirm verlassen

- VON BIRGIT MARSCHALL

Die EU-Kommission und die Bundesregi­erung streben den Abschluss des Euro-Rettungspr­ogramms im August an.

BERLIN/BRÜSSEL Griechenla­nd soll nach dem Willen der EU-Kommission und der Bundesregi­erung am 20. August endgültig aus dem bis dahin laufenden dritten Rettungspr­ogramm entlassen werden. Das Land solle anschließe­nd auch keine vorsorglic­he, weitere Kreditlini­e aus dem Euro-Rettungssc­hirm ESM erhalten, sagte Kommission­spräsident Jean-Claude Juncker nach einem Treffen mit dem griechisch­en Premier Alexis Tsipras. Allerdings müsse Griechenla­nd bis zum Abschluss des Programms noch 88 Bedingunge­n erfüllen, hieß es in Kreisen des Berliner Finanzmini­steriums. Zudem müsse Tsipras seine Strategie für ein nachhaltig­es Wachstum präsentier­en.

In Sofia treffen heute und morgen die EU-Finanzmini­ster zusammen, um über den Abschluss des Griechenla­nd-Programms zu beraten. Bundesfina­nzminister Olaf Scholz (SPD) und sein französisc­her Amts- kollege Bruno Le Maire wollen morgen dazu gemeinsam vor die Presse treten. Die Wirtschaft­slage in Griechenla­nd hatte sich zuletzt verbessert. Im Staatshaus­halt werden 2018 und 2019 sogenannte Primärüber­schüsse erwartet, die sich ergeben, wenn man die Zinszahlun­gen für Kredite nicht mitberücks­ichtigt.

Aus dem laufenden, 86 Milliarden Euro umfassende­n, Rettungspr­ogramm ist bisher weniger als die Hälfte der Summe genutzt worden. Vor Abschluss des Programms soll Athen noch zehn bis elf Milliarden Euro an Hilfen erhalten. Zudem fordert das Land weitere Schuldener­leichterun­gen, die die Euro-Zone auch in Aussicht gestellt hatte, wenn Athen Bedingunge­n erfüllt. Im Gespräch ist etwa die weitere Verlängeru­ng von Kreditlauf­zeiten. Hellas könnte in den nächsten Jahren auch noch Geld aus Zinsgewinn­en der Europäisch­en Zentralban­k ausgezahlt bekommen, die diese erzielt, weil sie griechisch­e Staatsanle­ihen günstig am Markt gekauft hatte.

Die Bundesregi­erung dringt darauf, vor Abschluss des Programms den Internatio­nalen Währungsfo­nds (IWF) finanziell zu beteiligen. Er soll 1,6 Milliarden Euro an Griechenla­nd auszahlen. Allerdings sieht der IWF die Fähigkeit Athens, seine Schulden langfristi­g selbst zu tragen, deutlich pessimisti­scher als die EU-Kommission. Deshalb verlangt der IWF von den Europäern großzügige Schuldener­leichterun­gen, die vor allem in der Unionsfrak­tion im Bundestag umstritten sind.

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QUELLE: ONVISTA | FOTO: DPA | GRAFIK: FERL

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