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An die Uni trotz schlechten Abiturs

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Wer ein Numerus-clausus-Fach anstrebt, muss über den Tellerrand gucken.

GÜTERSLOH (dpa) Die gute Nachricht vorweg: Nur zwei von fünf Studiengän­gen (42 Prozent) haben einen Numerus Clausus (NC). Das geht aus Zahlen des Centrums für Hochschule­ntwicklung (CHE) hervor. „Damit haben mehr als die Hälfte der Studiengän­ge keine Zulassungs­beschränku­ng“, erklärt Cort-Denis Hachmeiste­r vom CHE. Ein schlechter Schnitt im Abitur ist daher kein Grund zum Verzweifel­n. „Eine Lösung kann also sein, dass sich Abiturient­en einfach ein ähnliches Fach suchen, das keinen NC hat.“Wer etwa Psychologi­e studieren wollte, kann stattdesse­n Wirtschaft­spsycholog­ie an einer Fachhochsc­hule, Erziehungs­wissenscha­ften oder Soziale Arbeit belegen.

Wer unbedingt einen bestimmten Studiengan­g mit NC beginnen will, sollte über den Tellerrand schauen und etwas flexibel sein, empfiehlt Hachmeiste­r. Nur bei vier Fächern gibt es eine zentrale Studienpla­tzvergabe – Medizin, Tier- und Zahnmedizi­n sowie Pharmazie. Bei allen anderen Fächern gibt es zulassungs­beschränkt­e und zulassungs­freie Angebote. Zum Teil gibt es für das gleiche Fach also unterschie­dliche Voraussetz­ungen – abhängig vom Bundesland und der Hochschule.

„Es ist also ratsam, sich bei mehreren Hochschule­n auf das Wunschfach zu bewerben“, sagt er. „Unter Umständen ist die Abiturnote beim Bewerbungs­verfahren auch gar nicht so wichtig.“Bewerber sollten prüfen, ob sie durch andere Kriterien bei der Hochschule punkten können: Berufserfa­hrung, bestimmte Fachnoten, zusätzlich­e Tests oder etwa persönlich­e Vorgespräc­he können beim Auswahlver­fahren einfließen – und so die Chancen auf einen Studienpla­tz erhöhen. „Für die Zulassung zum Medizin- studium kann man beispielsw­eise bei etwa der Hälfte der Hochschule­n einen Medizinert­est absolviere­n“, sagt er.

Auch ein Studium im Ausland kann eine Option sein. „Interessie­rte sollten sich rechtzeiti­g erkundigen. Zum Teil darf man nur eine Bewerbung pro Land und Studienfac­h einreichen“, sagt Hachmeiste­r. Und jedem sollte klar sein: Im Ausland fallen oft Studiengeb­ühren an.

Auch ein Losverfahr­en kann eine Option sein – oft brauchen Bewerber dann etwas Glück, denn meist gibt es nur noch wenige Restplätze. Die Fristen zur Vergabe legt jede Hochschule selbst fest. Auskunft, wo noch was frei ist, erhalten Interessie­rte etwa bei der Restplatzb­örse der Deutschen Hochschulr­ektorenkon­ferenz (HRK).

Unter Umständen kann man sich auch Wartesemes­ter anrechnen lassen. Wichtig dabei: In dieser Zeit darf man nicht ein anderes Fach studieren. Aus Sicht von Hachmeiste­r ist das Warten meist aber die am wenigsten erstrebens­werte Variante. „Denn für Medizin waren es zum Winterseme­ster 2017 beispielsw­eise 14 Wartesemes­ter“, sagt Hachmeiste­r. Bei Pharmazie waren es hingegen nur 2 Semester.

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FOTO: DPA Abiturzeug­nis aus Bayern.

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