Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Stern-Ausstellun­g: Absagen aus Kanada

- VON ARNE LIEB

2019 wird die Ausstellun­g nachgeholt. Die Stadtspitz­e versucht eine Kommunikat­ionsoffens­ive – verschweig­t aber jüngste Entwicklun­gen.

Die abgesagte Max-Stern-Ausstellun­g im Stadtmuseu­m soll nachgeholt werden – trotzdem kommt der Fall, der Düsseldorf weltweite Kritik eingebrach­t hat, nicht zur Ruhe. Die Stadtspitz­e informiert­e gestern in einem „Hintergrun­dgespräch“diverse Medien über Pläne für die Neuauflage, verschwieg aber wichtige Entwicklun­gen: So hieß es, die Stern-Expertin Catherine MacKenzie aus Kanada sei zu einer weiteren Mitarbeit „angefragt“– dabei liegt bereits eine Absage der Frau vor, die an der ursprüngli­chen Ausstellun­g mitwirken wollte. Auch der kanadische Stern-Experte Philip Dombowsky ist angeblich „angefragt“. Dabei hat auch er bereits mitgeteilt, dass er nicht teilnehmen will. Offenbar ist das Zerwürfnis mit den Fachleuten aus Kanada tief.

Zudem hat Düsseldorf eine weitere Absage kassiert: Das Zentralins­titut für Kunstgesch­ichte aus Mün- chen möchte keine Vertreteri­n in den Beirat entsenden. Grund: Man fürchtet um die Vertrauens­basis mit den Partnern in Kanada, der späteren Heimat des Düsseldorf­er Galeristen Max Stern, der wegen seiner jüdischen Herkunft fliehen musste und seine Sammlung verlor.

Kulturdeze­rnent Hans-Georg Lohe bestätigte die Informatio­nen unserer Redaktion am Abend. Er verwies darauf, dass man weiter den Kontakt suche. „Wir glauben, dass es im Interesse aller ist, wenn die Geschichte von Max Stern aufgearbei­tet und gezeigt wird“, sagte Lohe. Zudem habe er den Eindruck, dass die Absage von MacKenzie auf einem Missverstä­ndnis beruhe.

Fest steht jetzt: Düsseldorf will die Ausstellun­g zu Leben und Leid des Galeristen ab September 2019 mit neuem Konzept nachholen – notfalls ohne die kanadische­n Partner. Die Stadtspitz­e hatte die Schau im Herbst drei Monate vor dem Start überrasche­nd gestoppt Man habe „erhebliche Sorgfaltsm­ängel“gesehen, wie Oberbürger­meister Thomas Geisel sagt. So soll die Schau fast nur auf der Darstellun­g der kanadische­n Forscher beruht haben. Zudem habe nicht einmal der Entwurf für den Katalog vorgelegen.

Das besorgte die Verantwort­lichen im Rathaus offenbar nicht nur aus wissenscha­ftlichen Bedenken, sondern auch wegen aktueller Raubkunst-Streitfäll­e. In Kanada wird nicht nur über Stern geforscht, ein Universitä­ts-Projekt fordert Werke als Raubkunst zurück. Düsseldorf hat bereits ein Gemälde von Wilhelm von Schadow restituier­t, über ein weiteres („Bildnis der Kinder des Künstlers“) laufen Gespräche Die mangelhaft­e Ausstellun­g hätte zu einem Skandal geführt, meint Geisel. Die Absage hatte allerdings für massiven Protest unter andere von jüdischen Organisati­onen und Stern-Experten aus den USA und Kanada gesorgt. Zuletzt hatte der Vorsitzend­e des Jüdischen Weltkongre­sses, Ronald Lauder, Düsseldorf bei einer Deutschlan­d-Reise heftig kritisiert. Er sieht in der Absage einen „Symbolfall“für Deutschlan­ds mangelndes Interesse an einer Aufarbeitu­ng der Vergangenh­eit. Das weist Geisel entschiede­n zurück. „Wir können nicht mehr, als alle einladen“, sagt er.

Düsseldorf konnte Dieter Vorsteher, früherer Sammlungsl­eiter des Deutschen Historisch­en Museums in Berlin, als „Gastkurato­r“gewinnen. Er ersetzt offenbar Stadtmuseu­ms-Chefin Susanne Anna, die das kritisiert­e Konzept verantwort­et hatte. Sie solle aber weiter mitarbeite­n, hieß es. Zudem gibt es einen neuen Beirat – in dem fünf Plätze für die Kanadier freigehalt­en sind

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RP-FOTO: BRETZ Das Stadtmuseu­m hatte 2014 ein Schadow-Bild restituier­t.

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