Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Datenklau ist kein Kavaliersdelikt
Es gibt gute Gründe, sich kritisch mit Gesundheitswesen und Klinikfinanzen auseinanderzusetzen. Dass die Deutschen Weltmeister bei Hüft- und Knie-Operationen sind, hat zum Beispiel nichts mit ihrem Knochenbau zu tun, sondern mit finanziellen Fehlanreizen. Diese führen dazu, dass Wald-und-Wiesen-Kliniken auch Operationen anbieten, bei denen sie keine Erfahrung haben. Doch all das rechtfertigt nicht, die Debatte mit kriminellen Mitteln zu führen, wie es nun womöglich ein selbst ernannter Robin Hood in den Reihen des Klinikverbands im Zusammenspiel mit einer Internet-Plattform getan hat. Datenklau ist kein Kavaliersdelikt, auch wenn wirklich „nur“anonymisierte Daten weitergegeben werden. Daher ist es gut, dass die Häuser rasch und massiv gegen den Datenklau vorgehen.
Für die Branche kommt die Datenpanne zur Unzeit. Die Krankenkassen wollen seit Langem eine echte elektronische Gesundheitskarte und die digitale Patientenakte einführen. Beides sind vernünftige Projekte, die die Versorgung der Patienten verbessern und die Gesundheitsbürokratie straffen können. Doch jede Datenpanne bedeutet neues Wasser auf die Mühlen übereifriger Datenschützer. Ärgerlich. BERICHT PATIENTENDATEN AUS KLINIKEN GESTOHLEN, TITELSEITE
Aus dem Streit um die Kreuzpflicht in bayerischen Amtsstuben ist bisher kein aufgeregter Kreuzzug um die Präsenz eines dominanten Glaubens geworden. Gottlob! Weil die Absicht von Ministerpräsident Markus Söder, mit einem scheinbaren Glaubensbekenntnis im Wahlkampf punkten zu können, einfach zu billig ist. Im Grunde aber müssten wir tieftraurig darüber sein, wie jenes christliche Symbol, das uns Tod, Folter und Erlösung vor Augen führt, zum Accessoire politischer Machtinteressen verkommen konnte – und eine Art Wahlkampflogo werden sollte. Wer eine Pflicht zum Kreuz propagiert und dann glaubt, es nur als Zeichen für die Grundwerte unserer Gesellschaft deklarieren zu können, hat vom Christentum wenig begriffen. Wie beschädigt der Glauben in unserer Gesellschaft tatsächlich ist, zeigen nicht nur Priestermangel und Kirchenaustritte. Sondern das fahrlässige Verhalten von Politikern wie Söder, die sich nicht dem Christentum stellen und das eigene Handeln daraufhin befragen, sondern die es zu ihren eigenen Zwecken schlichtweg missbrauchen. BERICHT
VGlaubens-Missbrauch
Regierung der Rücktritte
ier Minister-Rücktritte in nicht einmal einem Jahr – selten wirkte eine britische Regierung so labil wie das Kabinett von Theresa May. Seit der in den Sand gesetzten Neuwahl im Sommer, bei der die Konservativen ohne Not ihre parlamentarische Mehrheit verspielten, wirkt Mays Truppe komplett desorientiert. Und auch die glücklose Chefin selbst wäre wohl schon längst vom Hof gejagt worden, könnten sich die verfeindeten Brexit-Lager bei den Torys nur auf einen Nachfolger einigen.
May ist eine Premierministerin auf Abruf, und das ausgerechnet in einer Phase, wo für Großbritannien – und die EU – so viel auf dem Spiel steht. Bis zum Jahresende muss eine grundsätzliche Einigung stehen, wie der Austritt erfolgen soll. Doch die bröckelnde Regierung in London bleibt über diese Frage zutiefst gespalten. Deswegen sollte jetzt das Parlament die Initiative übernehmen. Dort zeichnet sich eine parteiübergreifende Mehrheit für ein Modell ab, das die Briten wenigstens in der Zollunion halten würde. Das wäre eine pragmatische Lösung. Bis vor Kurzem hätte man wohl gesagt: eine sehr britische. BERICHT