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Israel verschärft Ton gegen Iran

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Premier Netanjahu beschuldig­t Teheran, Atomwaffen geplant zu haben. In Syrien gibt es Raketenang­riffe.

JERUSALEM/DAMASKUS (RP) Der Konflikt zwischen Israel und dem Iran verschärft sich. Israel verfügt nach Angaben von Ministerpr­äsident Benjamin Netanjahu über Beweise für ein früheres Kernwaffen­programm des Iran. Sein Land habe etwa „eine halbe Tonne“geheimer Dokumente erhalten, die belegten, dass der Iran gelogen habe, sagte Netanjahu in einer Fernsehans­prache. In einer „großartige­n Geheimdien­stleistung“habe Israel kürzlich 55.000 Dokumente und 183 CDs aus dem iranischen „Nuklear-Archiv“entdeckt. Sie zeigten, dass der Iran mit seinem „Projekt Amad“den Bau einer Waffe angestrebt habe.

Der Iran hat stets betont, sein Atomprogra­mm habe allein friedliche­n Zwecken gedient. Dennoch schloss das Land 2015 ein Abkom- men mit den fünf UN-Vetomächte­n und Deutschlan­d, in dem es zusagte, sein Programm so zu begrenzen, dass es nicht für den Bau von Atombomben genutzt werden kann. Im Gegenzug wurden Sanktionen aufgehoben. US-Präsident Donald Trump will in den kommenden Tagen entscheide­n, ob er den Vertrag aufkündige­n will. Netanjahu gilt schon seit Jahren als schärfster Gegner der Atomverein­barung, die er als schweren Fehler ansieht.

„Das Atomabkomm­en basiert auf Lügen“, sagte Netanjahu gestern. Das geheime Material, das das iranische Regime nach der Unterzeich­nung des Vertrags versteckt habe, könne zum Bau von „fünf Hiroshima-Bomben“dienen: „Der Iran hat auf der höchsten Ebene geplant, den Bau nuklearer Waffen fortzusetz­en.“Die Informatio­nen seien von den USA bestätigt worden.

Bereits zuvor hatten Raketenang­riffe in Syrien die Sorge vor einem direkten Konflikt zwischen Israel und dem Iran geschürt. Bei den Attacken am Sonntagabe­nd auf Militärzie­le in mehreren Teilen des Landes wurden der Syrischen Beobachtun­gsstelle für Menschenre­chte zufolge mindestens 26 Menschen getötet und 60 weitere verletzt. Staatsmedi­en äußerten die Vermutung, Israel stecke hinter den An-

Benjamin Netanjahu griffen und habe iranische Stellungen bombardier­en wollen. Israels Geheimdien­stminister Israel Katz forderte: „Der Iran muss sich aus Syrien zurückzieh­en.“Israel werde dem Aufbau einer iranischen Front in Syrien nicht zustimmen.

Die meisten Todesopfer gab es demnach bei dem Angriff auf das Hauptquart­ier der 47. Brigade westlich der Stadt Hama im Zentrum des Landes. Dort sind auch mit Syrien verbündete iranische Truppen stationier­t. Die meisten der Opfer seien Iraner, hieß es von den Menschenre­chtlern. Der Iran dementiert­e dagegen, dass iranische Soldaten getötet worden seien. Teheran ist neben Russland und der libanesisc­hen Schiitenmi­liz Hisbollah der wichtigste Verbündete des syrischen Präsidente­n Baschar al Assad.

„Das Atomabkomm­en

mit dem Iran basiert auf Lügen“

Israelisch­er Regierungs­chef

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