Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Die Roboter rebellieren
„Westworld“, die Serie zwischen allen Genres mit Star-Besetzung, geht in die zweite Staffel.
SALT LAKE CITY Es gab bislang nur einen guten Grund, „Westworld“nicht zu sehen – und der hat sich jetzt erledigt: Nach zehn Folgen war die erste Staffel der ambitionierten Serie zwischen Western und Science-Fiction, Drama und Action im März 2017 vorbei, und das selbstverständlich auf ihrem Höhepunkt.
Die Wartezeit empfanden viele Zuschauer als Affront, doch sie war alternativlos. Dass die erste Staffel rund 100 Millionen Dollar verschlang, war in fast jeder Einstellung gut sichtbar. Dieses Niveau wollen und müssen die Macher halten – und das kostet eben auch Zeit.
Doch nun ist auch die elfte Folge da, und jeden Montag kommt eine weitere dazu. Anlass genug für die unbedingte Aufforderung, „Westworld“eine Chance zu geben, obwohl das ein kostenpflichtiges Monatsabonnement (siehe Kasten) voraussetzt. Zu verlieren gibt es praktisch nichts, zu gewinnen eine neue Lieblingsserie, die auf jede erdenkliche Art aus der Masse herausragt.
Nahezu alles an „Westworld“ist exzellent, wie schon der Vorspann andeutet: 3D-Drucker konstruieren in klinisch reinen Labors aus einer weißen Masse Knochen und Sehnen, Haut und Haar. Als hätten Steve Jobs oder Elon Musk Frankensteins Monster ein Update verpasst.
Mit kühler Präzision entstehen Roboter in Menschen- und Tierform, die, so ahnt man, nach Aus- stattung mit Kunstfell und Kostümen, Motorik, Sprache und Künstlicher Intelligenz gespenstisch lebendig wirken werden. Eine knöcherne Hand spielt dazu die sirenenartige Titelmelodie des Duisburger Komponisten Ramin Djawadi auf einem Klavier – aber nur kurz. Denn schnell lernt das Instrument, sich selbst zu spielen. Nicht bloß der Mensch wird in dieser Welt überflüssig, sondern auch jede Bemühung, ihn nachzuahmen.