Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

High-Tech fürs Vogelhaus im Garten

- VON SEBASTIAN ESCH

Claus Brell von der Hochschule Niederrhei­n hat in seinem Garten zwei Meisenkäst­en. Mit einer Software, die seine Studenten entwickelt haben, kann er die Vögel live über seinen PC beobachten. Jetzt sind die ersten Küken geschlüpft.

Das Brutverhal­ten von Meisen im heimischen Garten im Internet hautnah und live verfolgen können – das klingt nach dem Traum vieler Naturfreun­de. Und genau dafür bietet Claus Brell eine Lösung. Der Professor der Hochschule Niederrhei­n hat mit seinen Studenten das Projekt „Interaktiv­e Meisenkäst­en“entworfen. Diese Vogelhäusc­hen können er und alle Interessie­rten per Liveübertr­agung im Internet unter www.cbrell.de/naturwatch­cam jederzeit am Computer beobachten. Als wir im Februar erstmals über das Vorhaben berichtete­n, waren die Behausunge­n noch leer – inzwischen hat sich einiges getan.

An vier Stellen wurden die interaktiv­en Brutstätte­n aufgebaut. Auf dem Campus der Hochschule Niederrhei­n, bei einer Schule in Schiefbahn und jeweils ein Kasten im Garten und vor dem Haus von Brell selbst. „Im Campus-Nistkasten liegen inzwischen elf Eier, in den beiden Kästen bei mir jeweils neun“, erklärt Brell. Die Brutstätte­n wurden von den Tieren positiv angenommen.

„Auf dem Campus hat sich eine Blaumeise eingeniste­t, bei mir zwei Kohlmeisen.“In einer der Behausunge­n hat sich sogar schon etwas mehr getan: „In meinem Garten sind mittlerwei­le neun Küken geschlüpft. Ich warte stündlich auf noch mehr.“Nach anfänglich­en Schwierigk­eiten wurde auch der vierte Meisenkast­en in Schiefbahn angenommen. Auch dort sind per Liveübertr­agung Eier zu sehen.

Welcher Tierliebha­ber jetzt von der Idee angetan ist, für den gibt es gute Nachrichte­n: Ende August gibt Brell eine Anleitung heraus. „Dann kann theoretisc­h jeder einen solchen Meisenkast­en bauen.“Nötig seien Holz, eine spezielle Kamera, ein Raspberry Pi und ein bisschen „Kabelkram“. Die Kosten betragen weniger als 100 Euro. „Wirklich komplizier­t ist der Zusammenba­u nicht“, sagt der Dozent. Nach erfolgreic­hem Aufbau kann sich dann jeder mit dem Internet-Server des Professors verbinden und über seine Website die Tiere beobachten.

Aktuell lohne sich ein Bau eines Meisenkast­ens übrigens nicht mehr. „Die Brutzeit ist fast vorbei. Man sollte schauen, dass die Behausung bis Ende November hängen“, erklärt er. „Dann verteilen die Tiere so langsam ihre Reviere.“Zwei Nistkästen nebeneinan­der funktionie­ren übrigens nicht. „Da sind die Vögel sehr pingelig.“Das Projekt mit seinen interaktiv­en Nistkästen macht Brell übrigens nicht ohne Hintergeda­nken. „Ich hoffe, dass ich so auch

Schülerinn­en für das Studienfac­h Wirtschaft­informatik begeistern kann“, sagt Brell. Bei dem sperrigen Begriff würden viele – vor allem Mädchen – direkt abschalten. Deswegen kam die Idee mit den Tieren. Denn Brell ist überzeugt: „Naturschut­z geht immer“. Deshalb hat er sein Projekt mit zwei seiner Masterstud­entinnen beim Girls Day vorgestell­t. „Wir haben den Demonstrat­ionskasten eingesetzt und als Motivation genutzt, um die Mädels ans Programmie­ren zu bekommen. Das hat gut funktionie­rt“, freut sich Claus Bell.

Er ist mit seinem interaktiv­en Projekt mehr als zufrieden. „Ich bin sehr angetan von dieser Entwicklun­g. Es macht einfach Spaß.“Und da der Meisenkast­en so gut funktionie­rt hat, plant Brell schon sein nächstes Projekt: Nisthilfen für Wildbienen und Erdhummeln. „Diese Projekt gehen wir dann im nächsten Jahr an – hoffentlic­h auch

mit mehr Studentinn­en.“

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Eine Kohlmeise sitzt auf einem Ast.
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