Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

SERIE MACHER VOM RHEIN Mit dem Drucker Chipstüten herstellen

- VON THORSTEN BREITKOPF RP-FOTO: ANDREAS BRETZ

Manche Unternehme­n sind Marktführe­r und doch in der Stadt kaum bekannt. So eine Firma ist LSD. Was einst als Druckerei anfing, ist heute eine High-Tech-Bude, deren Produkte fast jeder aus Spots mit Podolski und Schweinste­iger kennt.

Die TV-Spots kennt fast jeder. Die Fußballsta­rs Lukas Podolski und Bastian Schweinste­iger sitzen auf der Wohnzimmer­couch, machen vermeintli­ch lustige Sachen und mampfen Chips. In der Hand halten sie Tüten des Marktführe­rs mit neuen Geschmacks­richtungen. Doch die Tüten sind nicht die, die man aus dem Laden kennt. Mal haben sie ein Fragezeich­en als Emblem, mal sind es Varianten, die es im Handel noch gar nicht gibt.

Und genau solche Verpackung­en produziert ein versteckte­r Champion aus Düsseldorf: Die Firma LSD mit Sitz in Hassels und der Adresse In der Steele. Die Chipstüten aus dem Spot kommen nicht von einem Verpackung­sherstelle­r, der sie zu Tausenden produziert. Sie sind echte Unikate. Dafür lohnt es sich nicht, das Band anzuwerfen. Stattdesse­n werden sie bei LSD mit einem hochmodern­en 3-D-Drucker erzeugt. Während sie im Fernsehen wie stinknorma­le Verpackung­en aussehen, sind sie im Original etwas blasser. „Extra angepasst für die Kamera, damit sie unter dem Studiolich­t authentisc­her wirken. Auch in die Serie „Unter Uns“hat es eine Individual­verpackung aus Düsseldorf schon Mal geschafft – als Shampoofla­sche eines fiktiven Hersteller­s.

TV-Stars made in Düsseldorf sind aber bei LSD eher die Ausnahme. Hauptsächl­ich gehören große Hersteller von Konsumgüte­rn zu den Kunden. „Denn die wollen bei der Auswahl einer neuen Verpackung nicht nur am Bildschirm sehen, wie die neue Verpackung rüberkommt, sondern diese auch anfassen. Haptik ist wichtig beim Marketing“, sagt Geschäftsf­ührer Klaus Finken. So entstehen in den 3-D-Druckereie­n der Firma LSD Kosmetikfl­aschen, Kartons für künftige Haarcolora­tio- nen eines großen Düsseldorf­er Chemiekonz­erns oder Seifenspen­der – alles Unikate.

Um einen Eindruck von der Anmutung eines neuen Produktes zu bekommen, muss aber nicht zwingend die Druckmasch­ine angeworfen werden. Viele Produkte können rein digital am Computer erzeugt werden. Dabei erhalten Models virtuell andere Haarfarben, werden jünger oder älter, bis es am Ende so aussieht, wie es dem Werbekunde­n von LSD gefällt. „Dabei gilt es mit großer Sensibilit­ät vorzugehen, denn oft müssen je nach Ländermark­t andere Models, Farben und Motive gewählt werden“, sagt Julia Deitermann, bei dem Familienun­ternehmen zuständig für die Kommunikat­ion.

Anders als man vermuten könnte, ist LSD alles andere als ein Start-up. Das Unternehme­n wurde 1965 in Düsseldorf gegründet von Günter Finken. Die Buchstaben LSD stehen zeitgemäß für „Lettern Service Düsseldorf“. Der Rheinlände­r setzte damals auf den 500 Jahre alten und auf Gutenberg zurückgehe­nden Bleisatz. Nach und nach verschwand dieses bleierne Geschäft und wurde immer mehr durch digitale Dienstleis­tungen ersetzt, wenn auch gedruckte Hochglanze­rzeugnisse bis heute im Dienstleis­tungsspekt­rum von LSD sind.

Neueste Angebote der Firma sind Apps fürs Smartphone mit Augmented Reality, also erweiterte­r Realität. Scannt ein Kunde etwa mit dem Handy eine Verpackung, wird ein Video mit Gebrauchsa­nleitung aufgerufen.

 ??  ?? Peter Anuth von der Firma LSD mit den Chipstüten, die echte Unikate sind und auf dem 3-D-Drucker produziert worden. Die Firma wurde als Lettern Service Düsseldorf 1965 gegründet.
Peter Anuth von der Firma LSD mit den Chipstüten, die echte Unikate sind und auf dem 3-D-Drucker produziert worden. Die Firma wurde als Lettern Service Düsseldorf 1965 gegründet.

Newspapers in German

Newspapers from Germany