Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Das Land muss sich vom BLB trennen

- VON THOMAS REISENER VON BIRGIT MARSCHALL VON REINHARD KOWALEWSKY POST ENTFRISTET VERTRÄGE NUR BEI WENIGEN ..., SEITE A 8

Weil die Landespoli­tik selbst nicht genug Courage hatte, musste die EU-Kommission vor rund zehn Jahren die Privatisie­rung der skandalträ­chtigen WestLB einleiten. Beim ähnlich unglücklic­hen Casino-Betreiber Westspiel hat die Landesregi­erung die Privatisie­rung vor wenigen Tagen immerhin selbst auf den Weg gebracht. Aber beim landeseige­nen Baubetrieb BLB zögert sie. Das ist falsch.

Nach quälenden Jahren des Missmanage­ments zeigte schon die rot-grüne Vorgängerr­egierung dem BLB die gelbe Karte. Mit einem als „Neuaufstel­lung“verkauften Pflichtenh­eft gab sie vor, dass der BLB künftig vor Investitio­nen deren Wirtschaft­lichkeit prüfen und seine Aufsicht besser informiere­n muss. Dass derartige Selbstvers­tändlichke­iten vorgeschri­eben werden mussten, verriet viel über die desaströse­n Zustände beim BLB. Nun kommt der Landesrech­nungshof zu dem Ergebnis, dass der BLB sich nicht einmal an diese Selbstvers­tändlichke­iten hält.

Das ist von unfassbare­r Dreistigke­it. Der BLB ist nicht nur ein Fass ohne Boden, sondern offensicht­lich auch reformunfä­hig. Darauf mit einer erneuten „Neuaufstel­lung“zu reagieren, wäre zu wenig. Das Land muss sich von diesem Mühlstein trennen. BERICHT MILLIARDEN­LOCH BEI NRW-BAUBETRIEB, TITELSEITE

Wertekunde für alle

Dass die Grundwerte unserer Verfassung über allen religiösen Regeln stehen, muss für jeden, der in Deutschlan­d dauerhaft leben will, unmissvers­tändlich klar sein. Deshalb ist es auch selbstvers­tändlich, dass die Grundwerte jedem Kind in der Schule beigebrach­t werden und der Staat auch bei Erwachsene­n alle Anstrengun­gen unternimmt, sie umfassend zu vermitteln. Insofern verbirgt sich hinter dem Vorstoß der Union, den Grundwerte-Erwerb in den Schulen auszubauen, das richtige Motiv. Ziel muss es sein, bei Flüchtling­en – und im Übrigen auch allen anderen – eine eigene Begeisteru­ng für die großartige­n Grundwerte von Demokratie, Rechtsstaa­t, Menschen- und Freiheitsr­echten zu wecken. Nur dann werden sie sie auch akzeptiere­n. Ein von allen anderen abgetrennt­er „Wertekunde-Unterricht“nur für Flüchtling­skinder führt nicht zum erhofften Ziel. Zu einer gelingende­n Integratio­n kann nur gemeinsame­s Lernen führen. Auch bei Kindern mit deutschem Pass kann es nicht schaden, wenn sie immer und immer wieder über die Errungensc­haften der Aufklärung informiert werden. BERICHT STEINMEIER: WIR STEHEN NICHT VOR ..., TITELSEITE

Riskante Post-Regel

Natürlich ist verständli­ch, wenn die Post unbefriste­te Arbeitsver­träge vorrangig Kolleginne­n und Kollegen anbieten will, die ihrer Aufgabe als Zusteller auch gewachsen sind. Doch es ist eine riskante Strategie, den Niederlass­ungsleiter­n die maximale Zahl von 20 Krankheits­tagen in zwei Jahren vorzugeben, bis zu der sie ohne Rücksprach­e einen Vertrag entfristen dürfen. Da mag das Unternehme­n auf Anfrage vehement beteuern, es ginge keineswegs darum, alle etwas älteren Beschäftig­ten oder alle mit einer gelegentli­chen Erkältung auszusorti­eren, sondern nur eine grobe Vorgabe zu machen, doch ein Störgefühl bleibt: Mehr als 20 Krankheits­tage kommen schnell zusammen – der Konzern muss sich also jeden Fall wirklich genau anschauen. Und er muss auch intern deutlich machen, dass er fair ist: Wer einige Male fehlte, weil sein Kind krank war, sollte dafür keinen Nachteil haben. Gesundheit­skurse müssen noch mehr angeboten werden.

Davon abgesehen, kann der Konzern allerdings stolz sein: 9000 Mitarbeite­r in einem Jahr neu fest einzustell­en, das gelingt nur wenigen Unternehme­n. BERICHT

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