Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

BEKIR ALBOGA

- FOTO: DPA

Erdogans deutsche Stütze

Man kennt Bekir Alboga aus dem Fernsehen. Er ergreift oft das Wort, wenn es um das Zusammenle­ben von Deutschen und Türken in unserem Land geht. Er bezieht Stellung in Talkrunden, wenn Fragen nach Kopftuch oder Integratio­n Antworten suchen, er spricht über Ausgrenzun­g oder die Verurteilu­ng islamistis­chen Terrors. Bekir Alboga tut dies nicht als Privatmann, sondern ist als Funktionär der „Türkisch-Islamische­n Union der Anstalt für Religion“(Ditib) gefragt, deren Generalsek­retär er einst war.

Bekir Alboga fühlt sich zu Höherem berufen. Ihn drängt es in die Politik. Nicht in Deutschlan­d, was Sinn ergeben würde, denn er lebt seit Jahrzehnte­n hier. Er wurde 1963 in der Türkei geboren, kam 1980 nach Deutschlan­d, studierte Islamwisse­nschaften und war mehrfach der Sprecher des Koordinier­ungsrats der Muslime. Seit 2013 ist er deutscher Staatsbürg­er. Er ist Vater einer Tochter und zweier Söhne.

Alboga will in der und für die Türkei Politik machen. Er will in der Provinz Konya ein Mandat ergattern. Der Umbau der Türkei zum Präsidials­ystem soll mit Parlaments- und Präsidente­nwahlen am 24. Juni gekrönt werden. Der Präsident wird dann als Staats- und Regierungs­chef über eine nicht gekannte Machtfülle verfügen. Die Opposition, sofern sie noch ihre Stimme zu erheben wagt, warnt vor einer Ein-Mann-Herrschaft Erdogans. Das Pikante: Alboga kandidiert für dessen islamischk­onservativ­e AKP. Erdogan hält von Rechtsstaa­t und Pressefrei­heit wenig. Für ihn ist Opposition oft nur Verrat oder Terrorismu­s.

Die Kandidatur Bekir Albogas und sein damit verbundene­s Bekenntnis zu Erdogan ist für die nordrheinw­estfälisch­e Staatssekr­etärin für Integratio­n, Serap Güler (CDU), unverständ­lich. „Jemand, dem wirklich an Integratio­n und Verständig­ung gelegen ist, kandidiert nicht für die AKP“, erklärte Güler dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Der Grünen-Politiker Volker Beck formuliert­e es noch schärfer: Die Kandidatur zeige, dass das Bekenntnis des Ditib-Verbandes zu Deutschlan­d und Demokratie für Alboga in Wahrheit taktische Manövrierm­asse sei. Die Ditib reagierte prompt: Es handele sich um eine „persönlich­e Entscheidu­ng“Albogas.

Der Ditib wurde schon früher eine zu große Nähe zur türkischen Politik nachgesagt. Sie würde aus Ankara gesteuert, hieß es. Im vergangene­n Jahr waren gar Vorwürfe erhoben worden, Ditib-Imame hätten im Auftrag der türkischen Religionsb­ehörde Diyanet in Moscheegem­einden in Deutschlan­d Informatio­nen über mutmaßlich­e Anhänger der Gülen-Bewegung gesammelt, die Erdogan hinter dem gescheiter­ten Putschvers­uch vermutet. Die Ermittlung­en wurden später aber eingestell­t. Godehard Uhlemann

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