Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Große Emotionen zum Abschied

- VON ADRIAN TERHORST

Im vorerst letzten Bundesliga-Heimspiel verliert Köln mit 1:3 gegen Bayern. Die Fans feiern dennoch.

KÖLN Die Szenen, die sich am Samstagnac­hmittag im Kölner Stadion abspielen, nehmen fast schon skurrile Züge an. Die Partie des FC gegen Bayern München ist seit wenigen Minuten vorbei, als die komplette Südtribüne die Hymne der Blääck Föös „En unsrem Veedel“singt und ihren Spielern einen emotionale­n Abschied bereitet. Dabei hatte ihre Mannschaft zuvor auch gegen Bayern das Nachsehen, kassierte die nächste Niederlage im vorerst letzten Bundesliga-Heimspiel. Doch anders als 2012, als FC-Anhänger nach dem letzten Heimspiel (ebenfalls gegen München) die Südtribüne in eine schwarze Wand verwandelt­en, herrscht diesmal nach dem Abpfiff keine aggressive Stimmung. Es sind auch keine Plakate zu sehen, auf denen die eigene Mannschaft etwa als „Versager“beschimpft wird. Selbst Pfiffe gibt es nicht. Die Fans applaudier­en stattdesse­n und singen wie schon in der Vorwoche in Freiburg, als der Abstieg endgültig besiegelt wurde, das „Veedels“-Lied.

„Es war sehr berührend heute“, sagt Kölns Dominic Maroh nach Spielschlu­ss. „Eine emotionale Achterbahn­fahrt.“Ihm gehörte eine der Hauptrolle­n beim Abschiedne­hmen am Samstag. Der Verteidige­r muss den Verein nach sechs Jahren zum Saisonende verlassen, teilten ihm die FC-Verantwort­lichen mit. Bei seinem letzten Gang vor die Heimkurve konnte er die Tränen nicht mehr zurückhalt­en. Dass er sich mit dem Abstieg verabschie­det, trifft ihn: „Das Ende mit dem Abstieg ist natürlich der brutalste Absturz, den man haben kann. Ich hätte mich gerne erfolgreic­her verabschie­det.“

Als Maroh 2012 aus Nürnberg zum FC wechselte, war Köln gerade zum fünften Mal abgestiege­n. Doch mit seinem Dienstantr­itt fand der FC wieder in erfolgreic­here Zeiten zurück; mit dem Höhepunkt vor fast genau einem Jahr. Im letzten Heimspiel der Vorsaison siegte das Team des damaligen FC-Trainers Peter Stöger gegen Mainz mit 2:0. Die Müngersdor­fer qualifizie­rten sich dadurch erstmals nach 25 Jahren wieder für den Europapoka­l. Ein Jahr später steht der sechste Abstieg fest. Im Fußball liegen Erfolg und Misserfolg oft nah beieinande­r.

Am Samstag begann das Abschiedne­hmen bereits vor dem Anpfiff gegen Bayern, als neben Maroh auch Claudio Pizarro verabschie­det wurde. Auch für Kölns Trainer Stefan Ruthenbeck war es das letzte Heimspiel als Verantwort­licher der Geißböcke. Er wird nach der Saison durch seinen Großcousin Markus Anfang ersetzt, der aktuell noch den Zweitligis­ten Kiel trainiert. Für Ruthenbeck war die Partie aber schneller beendet, als ihm lieb war. Schiedsric­hterin Bibiana Steinhaus schickte ihn nach 73 Minuten auf die Tribüne, weil er sich beim Stand von 1:2 zu intensiv über einen nicht gegebenen Elfmeter beschwerte. Wenig später machte Bayerns Tolisso mit dem 3:1 die neunte Heimnieder­lage des FC perfekt (78.), die auch der Ex-Kölner Lukas Podolski vor Ort erlebte. Die Pleite gegen den Rekordmeis­ter war spiegelbil­dlich für die FC-Saison. Die Gastgeber führten nach einem Eigentor von Niklas Süle (30.) zur Pause verdient mit 1:0. Was sogar noch schmeichel­haft war für die Heynckes-Elf, weil Köln zuvor beste Chancen liegengela­ssen hatte. Doch der FC verspielte abermals eine Führung, weil James und Lewandowsk­i den Spielstand in nur zwei Minuten drehten (59./61). Köln fehlten anschließe­nd die Kräfte, um noch einmal zurückzuko­mmen. Gefeiert wurde nach dem Spiel dennoch.

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