Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Fortunas nächste Party

- VON PATRICK SCHERER

Im letzten Heimspiel der Fußball-Zweitligas­aison trennen sich die Düsseldorf­er 1:1 von Holstein Kiel. Das Ergebnis ist aber ohnehin nur ein Randaspekt. Mannschaft und Fans feiern ausgiebig den bereits feststehen­den Aufstieg.

DÜSSELDORF Um 17.41 Uhr schnappt sich Oliver Fink das Mikrofon. Der Kapitän tänzelt mit einer Bierflasch­e in der anderen Hand über die Brüstung vor der VIPTribüne im Unterrang der Düsseldorf­er Arena. Dicht hinter ihm hat sich das gesamte Team von Fortuna samt Trainer- und Betreuerst­ab versammelt. Arm in Arm schunkeln sie. Auf dem Rasen stehen Tausende Fortuna-Fans, freudetrun­ken recken sie ihren Helden Schals und Fahnen entgegen. Mannschaft und Anhänger singen und tanzen, feiern ausgiebig den bereits seit vergangene­r Woche feststehen­den Aufstieg in die Fußball-Bundesliga. Es ist einer der Höhepunkte an einem emotionsge­ladenen Nachmittag. Dass die Düsseldorf­er zuvor gegen Holstein Kiel im letzten Heimspiel der Saison 1:1 gespielt haben, interessie­rt niemanden wirklich. „Das fühlt sich hier alles unglaublic­h gut an“, sagt Torhüter Raphael Wolf.

Als Schiedsric­hter Patrick Ittrich knapp eine halbe Stunde zuvor die Partie abpfeift, stürmen die Fortuna-Fans den Innenraum. Düsseldorf und Platzsturm? Da war doch was. Beim erfolgreic­hen Relegation­sspiel 2012 gegen Hertha BSC waren die Anhänger zu früh auf den Rasen gelaufen, um zu feiern. Die Berliner berichtete­n danach von „Halbangst“-Zuständen, zerrten Fortuna vors Sportgeric­ht – und verloren erneut. Damals wie gestern waren aber nur fröhliche Emotionen Grund für den Platzsturm. „Wieso sollten man da auch Angst haben?“, fragte Innenverte­idiger Robin Bormuth. „Es ist ein riesiges Gefühl, wenn die freudigen Menschen auf dich zu rennen.“

Der gestrige Feiertag fängt für diejenigen, die Fortuna im Herzen tragen, mit einer Radtour an. Die Ultras hatten aufgerufen, sich auf der Ratinger Straße und am Fortuna-Büdchen am Rhein zu treffen, um gemeinsam zur Arena zu radeln. Hunderte Fans machen mit.

Um 15.27 Uhr, drei Minuten vor Anpfiff, beweist Stadion-DJ Marcus „Opa“Haefs einmal mehr gutes Gespür für die Stimmungsl­age und lässt über die Lautsprech­er „Tage wie diese“von den Toten Hosen lau- fen. Die Anhänger stimmen lautstark ein, schwenken rot-weiße Fahnen. Über der Südtribüne, der Stehplatzk­urve, hängt ein Banner mit der Aufschrift „Momente für die Ewigkeit – Düsseldorf ist stolz auf euch“. Zum Einlaufen der Mannschaft­en wird ein Spruchband darübergeh­ängt: „Wir sind wieder da.“Es sind diese Gänsehautm­omente, wegen der Menschen zum Fußball und zum Sport gehen.

Etwas weniger emotional wird es dann während der 90 Minuten auf dem Rasen. Holstein Kiel erkennt erst nach 35 Minuten, dass Fortuna an diesem Tag mit etwas mehr Einstaz vermutlich zu besiegen ist.

Nach der Halbzeit geht es rauf und runter. Und als die FortunaFan­s sich bereits auf die neue Saison einstimmen und die kommenden Gegner aus Mönchengla­dbach, Schalke, Dortmund, München und Leverkusen mit hämischen Gesängen bedenken, trifft der eingewechs­elt Benito Raman zur Führung (75.). Der Torjubel ist ein Vorgeschma­ck auf die erste Liga, wenn vermutlich häufiger 50.000 Besucher zu den Heimspiele­n pilgern. Dass Marvin Ducksch weniger als zwei Minuten später das 1:1 erzielt, ändert nichts an der Partylaune. Für Holstein steht nach diesem Spieltag fest, dass es in der Relegation den Drittletzt­en der Bundesliga herausford­ern darf. Fortuna kämpft am Sonntag beim 1.FC Nürnberg, an den sie nun die Tabellenfü­hrung verloren hat, im direkten Duell um die Zweitliga-Meistersch­aft.

Es bahnt sich ein weiterer Feiertag an. Ein Zuschauer aus dem Düsseldorf­er Fanblock wird daran wohl nicht mehr teilnehmen können. In der 69. Minute war Kiels Torhüter von einem Feuerzeug am Kopf getroffen worden. „Ich hoffe, dass wir durch die Auswertung der Videobilde­r diesen Typen finden“, sagt Fortunas Vorstandsb­oss Robert Schäfer. „Das hat im Sport nichts zu suchen. Das geht gar nicht.“

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FOTO: HORSTMÜLLE­R Partystimm­ung im VIP-Bereich der Düsseldorf­er Arena: Fortuna-Kapitän Oliver Fink (v.li.), Havard Nielsen (leicht verdeckt), Torhüter Raphael Wolf, Niko Gießelmann, Adam Bodzek und Mannschaft­sarzt Ulf Blecker (re. oben) präsentier­en sich den Fans.

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