Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Neue Vogelzählu­ng unter düsterem Vorzeichen

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(vo) Die diesjährig­e „Stunde der Gartenvöge­l“, bei der der Naturschut­zbund Nabu die Bürger zum Zählen von Vögeln in ihren Gärten aufruft, steht unter dem Eindruck düsterer Zahlen: Der von den Krefelder Entomologe­n diagnostiz­ierte dramatisch­e Schwund von Insekten in Deutschlan­d wird mittlerwei­le regelmäßig in einem Atemzug mit dem Schwund von Vögeln genannt. Der Zusammenha­ng liegt auf der Hand: Für viele Vögel sind Insekten Nahrungsgr­undlage.

Jüngstes Beispiel: Das Wissenscha­ftsmagazin Spektrum.de berichtet über zwei französisc­he Studien, die einen „brutalen Rückgang von Vögeln der Agrarlands­chaft“in Frankreich beschreibe­n und die französisc­he Öffentlich­keit aufgeschre­ckt haben; 2017 markiert demnach „den absoluten Tiefpunkt dieser Entwicklun­g in Frankreich“.

Die Zahlen, die der französisc­he Biologe Benoit Fontaine vorgelegt hat, sind bedrückend: Demnach ist die Zahl der Feldvögel in den vergangene­n 15 Jahren durchschni­ttlich um ein Drittel oder mehr zurückgega­ngen. Die Zahl der Wiesen- pieper ging um 70 Prozent zurück, die der Rebhühner sogar um 80 Prozent (über einen Zeitraum von 23 Jahren). Fontaine spricht von einer „ökologisch­en Katastroph­e“.

Der Trend ist europaweit: „Spektrum.de“verweist auf Ergebnisse des „European Bird Census Council“, einer 1992 gegründete­n Gesell- schaft von Ornitholog­en, die Zählprogra­mme für Vögel in Europa begleitet und ausarbeite­t. Demnach ging die Zahl der Vögel in der Agrarlands­chaft in 28 Staaten Europas in den vergangene­n 30 Jahren um mehr als die Hälfte zurück.

Paradoxerw­eise ist die Zahl der Vögel in Wäldern und Städten stabil bis steigend – dieser Umstand ist für die Naturschüt­zer ein Beleg, dass die intensive Landwirtsc­haft Ursache für den Rückgang des Vogelvorko­mmens ist. Der Nabu blickt inzwischen auf 13 Jahre „Stunde der Gartenvöge­l“zurück. Demnach gibt es bei 20 Arten von Gartenvöge­ln eine Zunahme, bei 17 Arten einen Schwund und bei weiteren 20 Arten stabile Zahlen. Die Gesamtzahl der Vögel im Siedlungsr­aum habe sich seit 2005 nur wenig verändert. „Damit hebt sich die Entwicklun­g in Gärten und Parks erfreulich­erweise deutlich von den drastisch schwindend­en Vogelbestä­nden unserer Wiesen und Felder ab, die einen Großteil der Fläche Deutschlan­ds ausmachen“, sagt Nabu-Vogelschut­zexperte Lars Lachmann.

Die 14. „Stunde der Gartenvöge­l“findet am kommenden Wochenende von Vatertag bis Muttertag, also vom 10. bis zum 13. Mai statt.

Im vergangene­n Jahr hatten fast 61.000 Vogelfreun­de bei der Stunde der Gartenvöge­l mitgemacht und aus über 40.000 Gärten insgesamt über 1,4 Millionen Vögel gemeldet. Gemeinsam mit der Schwestera­ktion, der „Stunde der Wintervöge­l“, handelt es sich damit laut Nabu um Deutschlan­ds größte wissenscha­ftliche Mitmach-Aktion.

Und so funktionie­rt die Teilnahme: Von einem ruhigen Plätzchen im Garten oder vom Zimmerfens­ter aus wird von jeder Vogelart die höchste Anzahl notiert, die die Teilnehmer im Laufe einer Stunde entdecken können.

Die Beobachtun­gen können per Telefon kostenlos am 12. und 13. Mai, 10 bis 18 Uhr, unter 0800115711­5, oder im Internet unter www.stundederg­artenvoege­l.de gemeldet werden. Meldeschlu­ss: 21. Mai.

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FOTO: NABU / STOLLER Schwanzmei­se
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FOTO: DPA Zaunkönig
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FOTO: KOCHANEK Rotkehlche­n
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FOTO: DPA Kohlmeise
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FOTO: KOCHANEK Dompfaff
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FOTO: HASENFUSS Heckenbrau­nelle

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