Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Mehr Wertschätzung, mehr Flexibilität
berraschend ist das schon: Während allerorten über rumpelnde Inklusion, überbordende Bürokratie, wachsende Gewalt geklagt wird, sinken die Zahlen der Pensionierungen von Lehrern wegen Dienstunfähigkeit auf immer neue Tiefstände. Offenbar ist die Schule doch nicht nur und immer die Hölle auf Erden.
Seien wir realistisch: Die Abschläge, die Frühpensionäre seit Jahren hinnehmen müssen, dürften grundsätzlich den Rückgang ausgelöst haben. Doch auch wenn vor 20 Jahren nicht jede Dienstunfähigkeit alternativlos war, reichen Erklärungen dieser Art nicht aus, nach dem Motto: Typisch, wenn’s ans Geld geht, ist die Jammerei schnell vergessen.
Nein, wer Lehrer im Beruf halten will, muss ihnen Wertschätzung entgegenbringen. Das gilt für das Ministerium, für Kollegen, Eltern und uns alle – und klingt abstrakter, als es ist. Sehr konkret ist der Bedarf nach mehr Flexibilität. NRW ist mit Teilzeitmodellen auf dem richtigen Weg, kann jedoch sicher noch mehr tun.
Eins der teuersten, aber auch zuverlässigsten Mittel gegen Frust und Krankheit schließlich ist eine auskömmliche Lehrerversorgung. Da allerdings hat das Land noch viel Arbeit vor sich. BERICHT WENIGER LEHRER VORZEITIG IN PENSION, TITELSEITE
Zeit für Entlastung
Noch ringen die Experten um Details, doch die Botschaft ist klar: Die Steuereinnahmen sprudeln wie nie. Merkel hat die Chance und Pflicht, daraus etwas zu machen. Dass Deutschland nach Belgien das Industrieland mit der höchsten Abgabenlast ist, zeigt, wohin die Reise gehen muss: Was der Staat nicht braucht, um die schwarze Null zu halten, muss er zurückgeben – in Form von Abgabensenkung und Zukunftsinvestitionen. Der Soli gehört 29 Jahre nach dem Fall der Mauer abgeschafft – und zwar nicht in Trippelschritten, sondern rasch. Die kalte Progression, die Lohnerhöhungen beim Fiskus statt beim Arbeitnehmer landen lässt, muss gestoppt werden. Dass vier Millionen Bürger den Spitzensteuersatz zahlen, zeigt die Reformbedürftigkeit. Der Staat muss aufpassen, dass er die Legitimation bei seinen Bürgern nicht verspielt – zumal er gleichzeitig Schulen und Straßen verkommen lässt und das schnelle Internet nicht voranbringt. Von einer großen Koalition dürfen wir mehr erwarten als die Verteilung ökonomisch sinnloser Wahlgeschenke wie Baukindergeld oder Solidarrente. BERICHT
Personalwechsel nötig
Wer das schlechte Abschneiden der SPD in Schleswig-Holstein allein mit der prekären Lage im Bund erklärt, macht es sich zu einfach. Gerade bei Kommunalwahlen spielen lokale Interessen eine große Rolle. Es geht um Kandidaten, die den Bürgern beim Einkaufen begegnen. Ralf Stegners Verweis auf den miesen SPD-Bundestrend greift viel zu kurz – und soll womöglich von eigenen Fehlern ablenken. Der 58-Jährige ist so scharfzüngig wie kaum ein anderer Spitzengenosse und nutzt jede Gelegenheit, der Union einen einzuschenken.
Doch genau darin liegt das Problem. Stegner ist so allgegenwärtig in der Medienrepublik, dass viele Leute seiner ewigen Einwürfe überdrüssig geworden sind. Stegner ist mitverantwortlich für die Misere der SPD im Bund, auf die er jetzt mit dem Finger als Ursache für die Wahlschlappe in seinem Land zeigt. Damit macht er sich unglaubwürdig. Als Landesvorsitzender würde er Mut, Größe und Weitsicht beweisen, wenn er in einem geordneten Prozess Platz machte. Platz für eine neue Hoffnungsträgerin oder einen neuen Hoffnungsträger in Schleswig-Holstein. BERICHT