Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Metro-Vorstand muss überrasche­nd gehen

- VON GEORG WINTERS

Pieter Boone verlässt den Konzern „in beiderseit­igem Einvernehm­en“. Grund für seinen Abgang: das schwache Russland-Geschäft.

DÜSSELDORF Wenn ein Manager ein Unternehme­n in beiderseit­igem Einvernehm­en verlässt, dann heißt das nach den Regeln der deutschen Zeugnisspr­ache, dass er seinen Platz nicht ganz freiwillig geräumt hat. Das dürfte bei Pieter Boone, dem bisherigen Chief Operating Officer (COO) des Handelskon­zerns Metro, wohl nicht anders gewesen sein. Der 50-jährige Niederländ­er, der erst im März des vergangene­n Jahres in den Metro-Vorstand eingezogen war und dessen Vertrag noch zwei Jahre gelaufen wäre, räumt mit sofortiger Wirkung das Feld. Seinen Job übernimmt Philippe Palazzi (46), seit rund 20 Jahren im MetroKonze­rn tätig.

Der Grund für das Scheitern von Boone dürfte in Osteuropa zu suchen sein. Das Russland-Geschäft läuft seit Jahren schlecht. Das liegt zum einen an der schlechten Konjunktur und den mangelnden Konsumausg­aben der Bürger in Russland, wie Metro-Chef Olaf Koch seit Jahren betont. Aber offensicht­lich sehen er und der Aufsichtsr­atsvorsitz­ende Jürgen Steinemann auch Management-Fehler.

Niemand ist so eng mit dem Cash & Carry-Geschäft in Russland verbunden wie Boone. Er war Landeschef zwischen 2012 und 2015, er war Vorstandsc­hef von Metro Cash & Carry zwischen 2015 und 2017 und seit dem vergangene­n Jahr COO, also der Mann, der das operative Geschäft führt – und damit auch Mitverantw­ortung für die Russland-Flaute trägt. Die Metro hatte zuletzt wegen der Probleme in Russland ihre Umsatz- und Gewinnprog­nosen für das Geschäftsj­ahr 2017/18 gesenkt, was den Kurs der Aktie hatte abstürzen lassen. Ein Börsengang des russischen Großhandel­sgeschäfts, dessen Wert vor vier Jahren von Analysten auf etwa sechs Milliarden Euro veranschla­gt worden war, ist angesichts des mauen Geschäfts schon lange kein Thema mehr.

Von dem Franzosen Palazzi, geboren in Aix-en-Provence, Ehe- mann und Vater von vier Töchtern, erhoffen sich die Verantwort­lichen nun die Wende. Die hat er vor Jahren schon erfolgreic­h in seinem Heimatland bewerkstel­ligt, und er hat zumindest in Ungarn Erfahrunge­n auf dem mittel- und osteuropäi­schen Markt gesammelt. Zudem hat er die Landesgese­llschaften in Frankreich, Portugal und Spanien geleitet und war zuständig für das globale Marketing sowie für die Metro-Eigenmarke­n.

Wie üblich gibt es zur Trennung noch ein paar lobende Worte. „Pieter Boone steht mit seiner Laufbahn für die Vielfalt unseres Geschäfts. Er hat sich sehr stark für die Transforma­tion der Metro und die deutlich stärkere Lokalisier­ung eingesetzt“, sagte Chefkontro­lleur Steinemann und ergänzte: „Der Aufsichtsr­at dankt Pieter Boone für seine Leistungen, seine nachhaltig­en Impulse und seinen großen Einsatz für die Metro.“

Gleichzeit­ig betont der Konzern, dass es keinen Zusammenha­ng gibt zwischen dem Abgang Boones und den Untersuchu­ngen der Düsseldorf­er Staatsanwa­ltschaft wegen des Verdachts auf Kursmanipu­lation und Insiderhan­del. „Das hat nichts miteinande­r zu tun“, sagte ein Metro-Sprecher auf Anfrage. Bei den Ermittlung­en geht es zum einen um den Vorwurf, dass die damalige Metro im März 2016 zu lange gezögert habe, ihre Aufspaltun­gspläne öffentlich zu machen; zum anderen gehen die Behörden dem Vorwurf des Insiderhan­dels nach. Steinemann und Boone hatten Ende Februar 2016 Aktien der Metro gekauft. Als der Konzern ein paar Wochen später seine Aufspaltun­gspläne vorstellte, schoss der Kurs der Metro-Aktie in die Höhe. In Sachen Kursmanipu­lation war Boone wie alle anderen damaligen Vorstände in Verdacht geraten, weil das gesamte Führungsgr­emium die Verantwort­ung für eine rechtzeiti­ge Informatio­n der Öffentlich­keit trägt. Die Metro und das Management haben alle Vorwürfe bestritten. Das Ermittlung­sverfahren war durch eine Anzeige der Finanzaufs­icht Bafin ausgelöst worden.

 ?? FOTOS: DPA/METRO ?? Pieter Boone (links) kam 2011 zur Metro. Sein Nachfolger Philippe Palazzi gehörte dem Führungskr­eis unter dem Konzernvor­stand an.
FOTOS: DPA/METRO Pieter Boone (links) kam 2011 zur Metro. Sein Nachfolger Philippe Palazzi gehörte dem Führungskr­eis unter dem Konzernvor­stand an.
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